Von Küste zu Küste auf dem Nord-Ostsee-Wanderweg: Meldorfer Hafen – Albersdorf

Ich muss gestehen: Ich war extrem skeptisch, als mein Schwager vorgeschlagen hat, ob wir nicht bei unserer diesjährigen Trekking-Tour auf dem Nord-Ostsee-Wanderweg von Küste zu Küste wandern wollen.

In Norddeutschland wandern? Durch das platte Land, so ganz ohne Höhenmeter? Ohne Berge und dichte Wälder?

Das musste ich erst mal sacken lassen. Aber je länger ich darüber nachgedacht habe, umso mehr habe ich mich mit dem Gedanken angefreundet. Und schließlich fand ich gefallen an der Idee. Heute bin ich froh, dass ich zugestimmt habe, und wir vier Tage durch Schleswig-Holsteins Mitte gewandert sind. Aber von vorne.

Vom neuen Meldorfer Hafen nach Albersdorf

Pünktlich als wir aus dem Zug am Meldorfer Bahnhof steigen, öffnet der Himmel seine Schleusen. Noch bevor unsere Trekking-Tour überhaupt richtig begonnen hat, müssen wir die Regenjacken schon aus dem Rucksack kramen. Ob dies ein schlechtes Zeichen ist? Egal. Wir lassen uns die Laune nicht vermiesen und laufen im Regen zu unserer Pension in Meldorf, wo der Nord-Ostsee-Wanderweg offiziell beginnt.

Von Meer zu Meer

Nur leider liegt Meldorf nicht (mehr) direkt am Meer, sondern ca. 10 km im Hinterland. Wir wollen aber wirklich von Küste zu Küste und von Meer zu Meer wandern. Und daher haben wir uns das Stück von der Nordsee bis nach Meldorf zum Einlaufen für den Anreisetag vorgenommen. Zum Glück hatte unsere Vermieterin uns vorher angeboten, uns mit dem Auto zum neuen Meldorfer Hafen an der Nordsee zu fahren. Denn dahin fährt leider nur sehr unregelmäßig ein Bus.

Meeresbrise zum Einlaufen

Wenig später stehen wir bereits auf dem Deich und blicken über die Meldorfer Bucht. Wir genießen die frische, salzige Meerluft und lassen uns den Wind um die Nase wehen. So verweilen wir eine ganze Weile und blicken über das Wattenmeer, schauen den Wolkenspiel zu und genießen die Küste und das Meer.

Nach dem wir uns noch landestypisch mit einem Krabbenbrötchen gestärkt haben, machen wir uns auf den Weg zurück nach Meldorf. Wir laufen an der Hafenstraße entlang und beobachten dabei Windsurfer, die auf einem Speichersee hinter dem Deich surfen. Die Straße führt kilometerweit geradeaus durch das Naturschutzgebiet Speicherkoog und wir bekommen einen ersten Eindruck davon, was uns die nächsten Tage erwartet: Schnurgerade Strecken, launisches Wetter mit Regenschauern sowie reichlich plattes Land. Aber wir genießen die Meeresbrise die uns Rückenwind gibt, den Blick über die kleinen Seen, den Meldorfer Hafenstrom und das Schilf rechts und links der Straße, welches sich im Wind hin und her wiegt.

Wir passieren schließlich den alten Meldorfer Deich, folgen einer Kurve und biegen nach rechts auf die Hafenchaussee ein, die uns schließlich wieder nach Meldorf führt. Bei einer Kutterscholle und einem Dithmarscher Pils lassen wir den Abend ausklingen und sind voller Vorfreude.

Meldorf im Dithmarschen

Am nächsten Tag müssen wir auf dem Weg zum Startpunkt des Nord-Ostsee-Wanderwegs wieder durch Meldorf, der einzigen mittelalterlichen Stadt Dithmarschens. Wir passieren den Meldorfer Dom, der als gotischer Backsteinbau um 1250 erbaut wurde, durchqueren den Markptplatz und stoßen schließlich auf die erste Markierung des Nord-Ostsee-Wanderwegs. Der gelbe Richtungspfeil wird uns ab jetzt begleiten und den Weg weisen.

Von Land und Leute

Der Weg führ uns wenig spektakulär entlang von Straßen und Wirtschaftswegen immer geradeaus. Wir lassen den Blick über das flache Land streifen, welches zusammen mit den Wolken für uns zu einem Gesamtkunstwerk verschmilzt. Wir durchstreifen Felder und Wiesen, durchqueren schöne Eichenalleen und kommen an Apfel- und Pflaumenbäumen vorbei. An einem beeindruckenden Großsteingrab legen wir schließlich im Regen unsere Mittagspause ein.

Immer mal wieder kommen wir auch durch kleine Ortschaften, in denen uns die Einheimischen ungläubig mustern. Wanderer sind hier wohl eher eine Seltenheit, legt man hier die Wege doch eher mit dem Rad zurück. Einige winken uns zu. Andere sprechen uns freundlich an und fragen, wo wir mit unseren Rucksäcken denn hin wollen. So kommen wir immer mal wieder ins Gespräch. Bei einer Pause bringt uns eine Frau sogar extra zwei Äpfel. Wir sind total beeindruckt von der Freundlichkeit und Offenheit der Menschen hier!

Eine Erfahrung reicher

Nach dem wir den Ort Tensbüttel passiert haben, führt uns der Nord-Ostsee-Wanderweg schließlich nur noch kilometerweit und ohne viel Abwechslung geradeaus. Die Überquerung einer Autobahn und die Bauarbeiten an einem Windrad, bieten lange Zeit die einzige Abwechslung. Kurz vor Albersdorf machen wir noch einen Abstecher zur Grünentaler Hochbrücke, die über den Nord-Ostseekanal führt. Wenigstens schon einmal den Kanal sehen!

Als wir nach einigen weiteren Kilometern in unserem Etappenziel Albersdorf ankommen, sind wir ziemlich geschafft. Und um eine Erkenntnis reicher: Auch ohne Höhenmeter kann ein Weg ganz schön anstregend werden. Vor allem, wenn man 41 km größtenteils über Asphalt und Schotterwege bis zum Horizont geradeaus gelaufen ist. Ob die kommenden Etappen auf dem Nord-Ostsee-Wanderweg abwechslungsreicher werden? Wir hoffen es.

Die anderen Teile der Artikelserie

Etappe 2: Albersdorf – Elsdorf

Etappe 3: Elsdorf – Westensee

Etappe 4: Westensee – Kiel

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Veröffentlicht von

Mein Name ist Jens und ich bin ein absoluter Outdoor-Enthusiast: Wandern und Trekking bedeutet für mich, die Natur hautnah mit allen Elementen erleben – egal ob bei Sonnenschein, Regen oder Schnee. Mich zu bewegen, Neues zu erkunden und mich den Herausforderungen der Natur zu stellen, sind für mich ein idealer Ausgleich zum Alltag.

12 Kommentare Schreibe einen Kommentar

    • Hi Bernd, für die ersten 10km vom Neuen Meldorfer Hafen bis Meldorf haben wir 2 Stunden gebraucht und sind diese am Nachmittag unserer Anreise gelaufen.

      Von Meldorf nach Albersdorf weiß ich gar nicht so genau, weil die Zeit eher für uns zweitrangig ist. Schätze aber es waren mit Pause so ca. 9 Stunden.

  1. Hallo,
    Ich plane diesen Weg nächstes Jahr mit meinen zwei Hunden zu wandern. Aber einer von ihnen ist dann bereits 13 Jahre alt. Ich würde gern so eine Art Outdoorkinderwagen für ihn mit nehmen. Denkt ihr, dass die Beschaffenheit der Wege das zulässt?
    Vielen Dank und liebe Grüße
    Christin mit Capper & Casanova

    • Hallo Christin,
      der Weg verläuft größtenteils über Asphalt oder Schotterwege und müsste daher auch mit einem Outdoorkinderwagen gut machbar sein. Allerdings solltest du die Etappen kürzer legen, als wir es getan haben.

      Liebe Grüße und viel Spaß beim nachwandern!

      Jens

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