Ein besonderer Höhepunkt meines Urlaubs im Tölzer Land war für mich meine Bergtour auf den 2.102 m hohen Schafreuter. Der Grenzberg zwischen Bayern und Tirol im sogenannten Vorkarwendel gehört zu den Klassikern unter den Wandergipfeln in der Region und ist im Winter eine der beliebtesten Skitouren in den Münchner Hausbergen.
Laut Beschreibung führt die Route landschaftlich reizvoll über schöne, schmalen Bergwege und bietet auf dem aussichtsreichen Gipfel herrliche Panoramablicke. Das wollte ich mir nicht entgehen lassen und so habe ich die Chance genutzt, um den höchsten Berg der Gegend zu besteigen.
Goldener Oktober
Die letzten Tage hat sich der Oktober noch mal von seiner goldenen Seite präsentiert: Es war hochsommerlich warm und auch für heute hat der Wetterbericht schönes Wetter angekündigt. Aber noch ist das Tal von einer Nebeldecke bedeckt, als ich schon früh gut gelaunt in Lenggries los fahre.
Der Startpunkt der Bergtour ist der Parkplatz kurz nach der Oswaldhütte im Rißtal. Um 7:00 Uhr komme ich dort an und stelle fest, dass ich nicht der einzige bin, der schon unterwegs ist. Ein paar Autos stehen bereits auf dem Parkplatz . Ich stelle mein Auto ebenfalls ab, schnappe mir meinen Rucksack und mache mich auf.
Aufstieg über das Kälbereck
Vom Parkplatz aus führt der Weg über eine Forststraße in Serpentinen bergauf zur Moosenalm. Auch wenn die Sonne scheint und wärmere Temperaturen vortäuscht, ist es im Schatten empfindlich kühl. Es ist halt doch kein Sommer mehr. Auf schottrigen Untergrund schlängelt sich der Weg stetig bergauf und ich gewinne mit jedem Schritt an Höhe. Ich bin froh, dass der Weg nicht sehr anspruchsvoll ist, da ich noch den schwierigen und anstrengenden Teil vor mir habe.
Kurze Zeit später geht es rechts zur Mooslahneralm, ich folge der Straße jedoch weiter bergauf. Allmählich lichtet sich der Wald und auch die Straße endet. Der Weg führt weiter über Wiesen und ich komme an den ersten Latschenkiefern vorbei. Auf der linken Seite liegt auf rund 1600 m Höhe die unbewirtschaftete, urige Moosenalm.
Ich folge dem Weg weiter in Richtung Tölzer Hütte. Bald darauf zweigt an einem Wegweiser der Weg zum Schafreuter links ab. Weiter gerade aus würde der Weg direkt zur Tölzer Hütte führen.
Ich biege aber links ab und steige den Pfad durch Latschenbestände aufwärts und erreiche anschließend auf einer Höhe von 1758 m das sogenannte Kälbereck. Links von mir tut sich nun mit der Kuhreiße ein Abgrund auf, der mich bis zum Gipfel des Schafreuters begleitet. Nichts für Leute mit Höhenangst.
War es bislang nur ein Spaziergang, geht es jetzt zur Sache: Da dieser Teil des Berges noch im Schatten liegt, ist der Boden sehr feucht und rutschig. Geblendet von dem morgendlichen Gegenlicht muss ich teilweise auf allen vieren mühsam vorwärts steigen und mich an den Ästen der Latschen fest halten.
Es geht immer weiter zwischen den Latschenkiefer und Abgrund am Kamm entlang Richtung Gipfel. Kurze Zeit später mündet der Pfad auf eine Hochalmfläche, die mit Latschen durchzogen ist. Über den langen Nordwestgrat geht es weiter hinauf bis zum Vorgipfel. Das letzte Stück zum Gipfel ist etwas felsig und der Grat verengt sich auf ein paar Meter. Mit der Motivation es gleich geschafft zu haben erreiche ich schließlich das Gipfelkreuz des Schafreuter auf 2.102 m Höhe. Geschafft – Berg Heil!
Auf dem Gipfel
Hier oben werde ich mit einer herrlichen Rundsicht vom Alpenvorland bis ins Karwendel belohnt. Von der Zugspitze, über Walchen- und Sylvensteinsee bis zum Guffert und das Karwendel bietet sich mir ein unbeschreiblicher Ausblick. Wow, ich bin echt beeindruckt!
Die einzigartige Aussicht macht die Anstrengungen des Aufstiegs sofort wieder vergessen. Hier oben habe ich nur noch den Himmel über und den Horizont vor mir. Ein Gefühl von Freiheit macht sich in mir breit. Hier lohnt es sich eine Weile zu bleiben und Brotzeit zu machen.
Durch den Wind und die vorherige Anstrengung wird mir langsam kalt. Aber zum Glück habe ich die Yeti Purity Daunenjacke im Rucksack, die mir die Bergfreunde für einen Test zur Verfügung gestellt haben. Die kann ich jetzt für die Gipfelrast gut gebrauchen!
Mit mir sind noch sechs andere Leute auf dem Gipfel. Auch jetzt wundere ich mich wieder, was die Leute nicht alles mit auf den Berg schleppen: Da werden Thermoskannen und Glasflaschen ausgepackt und es sich auf Sitzkissen gemütlich gemacht. Fasziniert schaue ich mir das bunte treiben an.
Abstieg über die Tölzer Hütte
Nach einer ausgiebigen Gipfelrast steige ich nach Südosten Richtung Tölzer Hütte auf einem steilen Pfad ab. Zunächst durch zwei kurze Kletterstellen dann quert der Weg zum Südostrücken des Schafreuters. Kurze Zeit später komme ich an einen Abschnitt mit vielen Steinmänchen vorbei. Irgendwer hat sogar eine tibetische Gebetsfahne aufgehängt. Ich war zwar noch nie in der tibetischen Hochebene unterwegs, aber so könnte ich es mir dort durchaus vorstellen.
Nach dem ich ein paar Fotos gemacht habe folge ich dem Weg zwischen den Latschen und über zahlreiche flache Felsplatten weiter bis hinunter zur Tölzer Hütte. Schließlich trennen mich nur noch einige Kehren von der Tölzer Hütte (1.825 m), die zwischen Schafreuter und dem Delpsjoch (1.945 m) liegt. Die DAV-Hütte wurde in den Jahren 1922-24 von der Sektion Tölz erbaut und hat sich bis heute den ursprünglichen Charakter einer Alpenvereinshütte bewahrt. Neben dem herrlichen Panoramablick auf das Karwendel, bieten die Hütte alles, was ein Bergwanderer nach einer Tour braucht.
An der Tölzer Hütte führt der Weg zurück zur Moosenalm am Süd- und am Westhang des Schafreuters entlang. Zunächst geht es leicht bergab, dann noch einmal mit einem kurzen Gegenanstieg in ein kleines Joch und auf eine weite Hochfläche hinauf auf 1830 m Höhe, die jetzt schön in der Sonne liegt. Von hier habe ich einen guten Blick auf den Gipfel, wo sich jetzt einige Menschen tummeln. Zum Glück war ich vor den Menschenmassen oben.
Der Weg ist hier auf der Hochfläche nur sporadisch markiert. Aber zum Glück habe ich ja den Streckenverlauf auf meinem iPhone und so halte ich mich nach rechts und wandere an den Hängen entlang. Von weiten entdecke ich auf der Hochfläche zwei Gämse, die mich aber kurze Zeit später auch entdecken und schnell weglaufen.
Ich laufe weiter, verliere stetig an Höhe und komme kurze Zeit später unterhalb des Kälberecks wieder zu dem bekannten Gebiet an der Moosenalm. Von hier nehme ich aber nicht den gleichen Weg zurück, sondern steige durch das Rißtal zurück ins Tal. Irgendwie laufe ich ungern den selben Weg zurück – das war schon immer so. Wenn ich allerdings gewußt hätte, was mich erwartet, hätte ich diesmal sicherlich eine Ausnahme gemacht.
Durch das Rißtal zurück
Der Pfad führt erst ganz harmlos über Wiesen und zwischen vereinzelten Bäumen hindurch. Markierungen sind kaum zu sehen. Aber die Richtung ist ja klar und so gehe ich bergab. Schließlich treffe ich auf ein Bachbett. Anscheinend führt der Weg entlang bzw. in dem Bachbett weiter. So ganz klar ist mir das nicht. Aber einen anderen Weg sehe ich auch nicht.
Und so geht es lange Zeit und in zahllosen Kehren und Schleifen durch den Wald bergab, mal steiler, mal weniger steil. Weil der Untergrund nass ist und nur aus Geröll besteht, muss ich mich bei jedem Schritt konzentrieren. Meine Oberschenkelmuskulatur wird jetzt beim Abstieg noch mal extrem belastet. Jeder Schritt fällt mir langsam schwer. Immer wieder muss ich eine Pause einlegen. Ich verfluche denjenigen, der diesen Pfad als Weg ausgewiesen hat. Aber es hilft ja nichts und so quäle ich mich mit müden Beinen weiter talabwärts.
Nach einiger Zeit lichtet sich der Wald und ich kann endlich die Straße im Tal sehen. Jetzt kann es auch nicht mehr weit ein. Mit dieser Motivation im Rücken, mobilisiere ich meine letzten Kraftreserven und erblicke wenig später den Parkplatz. Völlig erschöpft aber mit einer tiefen Zufriedenheit erreiche ich endlich mein Auto. Wäre ich diesen Weg beim Aufstieg gegangen, hätte ich sicherlich den Gipfel nicht erreicht. Zu mühselig und Kräfte raubend wäre der Aufstieg gewesen.
Mein Fazit
Die Bergtour auf den Schafreuter führt über landschaftlich reizvolle Bergwege auf einen tollen Aussichtsberg. Die Tour bietet viel Abwechslung und führt größtenteils über schmale Bergwege, die keine größeren Schwierigkeiten bereiten. Auf den beiden letzten Abschnitten zum Gipfel ist allerdings trittsicherheit erforderlich.
Der Abschnitt zwischen Tölzer Hütte und Gipfel ist an zwei Stellen drahtseilversichert und teilweise besonders felsig. Bei Nässe ist diese Passage sicherlich nicht ganz so einfach. Den Ab- oder Aufstieg durch das Rißtal sollte man sich bei feuchter Witterung nicht an tun.
Die Aufzeichnung meiner Bergtour bei Social Hiking
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