Was mit Gezwitscher bei Twitter begann, endete mit einem Treffen im Real Life. Und so haben sich vorletztes Wochenende neun Outdoor-Blogger aus ganz Deutschland zum Wandern im Naturpark hessische Rhön getroffen.
Stefanie von Gipfelglück stammt aus der Region und hat freundlicherweise die Organisation übernommen und für uns das Biwak der Enzianhütte gebucht. Für Samstag stand ein „Epic Hike“ auf dem Programm und für Sonntag eine entspannte Halbtagestour über den Pferdskopf auf Hessens höchsten Berg: Die Wasserkuppe.
The Cabin in the Woods
Getroffen haben wir uns am Freitag, um die Bloggerwanderung gemütlich auf der Enzianhütte einzuläuten. Und so bin ich Freitag Nachmittag voller Vorfreude mit dem Auto Richtung Rhön los gefahren und stand dann erst mal auf der A44 im Stau. In der Zwischenzeit ist Steve von Uptothetop schon mal die Wasserkuppe hoch gelaufen und Uli von Auf-den-Berg hat ein Foto unseres Biwaks getwittert.
Die Hütte erinnerte mich doch stark an typische Horrorfilme, in denen junge Leute ein entspanntes Wochenende in einer Hütte im Wald, fernab der Zivilisation verbringen wollen.
Aber vielleicht lag es auch nur an dem Instagram-Filter, den Uli über das Foto gelegt hatte. Einladend sah das Biwak aber auch ohne Filter nicht aus. Aber egal, schließlich wollten wir ja den ganzen Tag wandern. Nach drei Stunden Autofahrt ging es die letzten Meter auf einer schmalen Straße durch den dunklen Wald bis zur Enzianhütte. Das beliebe Ausflugslokal gehört dem Alpenverein der Sektion Fulda e. V. und liegt auf einer Höhe von 760 Meter.
Die urige Hütte sieht aus wie eine typische Berghütte und liegt in exponierter Lage. Wirklich sehr schön. In der rustikalen Wirtschaft der Enzianhütte warteten schon Angelica von WanderBonn, Steffi, Steve und Uli. Nach der Begrüßung habe ich erst Mal meine Sachen in das Biwak gepackt, welches sich 10 Meter von der Hütte entfernt befand und den Charme einer Hinterhofgarage versprühte.
Aber Surprise! Von Innen sah das Biwak gar nicht mal so übel aus. Es gab einen Aufenthaltsbereich, ein WC mit Dusche, ein Schlafraum mit vier Hochbetten und leider viel zu wenig Steckdosen. Natürlich alles ziemlich einfach und klein, jedoch gemütlich. Zum Glück konnte ich mir noch einen der unteren Schlafplatz sichern.
Nach und nach trudelten dann noch Martin und Petra (Outdoor-Spirit) ein. Am Sonntag wollte dann noch Ralf von Via-Ferrata dazukommen. Schnell waren wir in Gesprächen über Ausrüstung, Bekleidung, Caches, Social Media, Touren und das Bloggen vertieft.
Schnell zeichnet sich ab, dass Smartphones und die Internetanbindung ein beherrschendes Thema sein würden. Denn alle sind mindestens genauso verrückt wie ich, was die Benutzung von Smartphones angeht. Beruhigend.
Unser erster gemeinsamer Abend war schon richtig klasse, was nicht zu letzt auch an den zünftigen Speisen und dem süffigen Münnerstädter Klosterbier vom Fass lag.
Tag 1: Epic Hike durch den Naturpark hessische Rhön
Nach einer unruhigen Nacht mit wenig Schlaf und einem gepflegten Frühstück steht die erste Wanderung auf dem Programm. Steffi und Martin hatten eine schöne Rundtour im Naturpark hessische Rhön auf den Teufelsberg, zur Felswand und auf die Milseburg geplant.
Der Weg führt uns direkt an der Enzianhütte vorbei durch den herbstlichen Wald bergab. Der Himmel ist bedeckt, es ist nebelig und es herrscht eine hohe Luftfeuchtigkeit. Perfektes Wanderwetter sieht anders aus, aber wir wären keine echten Outdoorer, würde uns das was ausmachen. Ist ja nichts so, als ob wir nicht die passende Kleidung dabei haben. Zumindest die Meisten.
Leider ist durch das schlechte Wetter aber auch die Fernsicht nicht so gut. Trotzdem können wir erahnen, welche tolle Aussicht sich bei schönen Wetter hier wohl bietet. Denn nicht umsonst nennt sich die Rhön auch „Land der offenen Fernen“ und ist von der UNESCO als Biosphärenreservat ausgewiesen.
Wir kommen nur langsam voran, weil jeder von uns unzählige Fotos macht und wir schlimmer sind, als jede japanische Reisegruppe. Aber die Wanderung muss ja auch dokumentiert werden und als Blogger braucht man schließlich auch Bildmaterial. Nach kurzer Zeit erreichen wir den Teufelsberg, der aus unzähligen Vulkansteinen besteht. Das diesige Wetter lässt den Ort noch geheimnisvoller und mystischer wirken und wir machen in dieser „teuflischen“ Umgebung unser erstes Gruppenfoto.
Danach geht es über Wiesen und Wälder weiter. Stefanie und Martin kennen den Weg und gehen voran. Aber bald schon öffnet der Himmel seine Schleusen und es fängt an zu regnen. Zeit die Regenjacken aus dem Rucksack zu holen. Wie nicht anders zu erwarten, sind fast sämtliche, namhafte Marken mit ihren Topmodellen in verschiedenen Farben vertreten. Wie wir da so vor uns hin wandern, sehen wir aus wie Redakteure einer Outdoor-Zeitschrift, welche die aktuellen Hardshells auf Herz und Nieren testen. Die Testbedingungen könnten nicht besser sein: Nieselregen und starke Schauer wechseln sich ab, aber unserer Laune tut das keinen Abbruch und wir haben trotzdem viel Spaß. Oder gerade deshalb.
Wenig später erreichen wir eine beeindruckende aus Phonolith bestehende Felswand, die sich unverhofft mitten im Wald aus dem Boden erhebt. Der Weg führt uns an der felsigen Landschaft mit von Moos überzogenen Felsen und steilen Steinwänden vorbei. Wir wandern weiter Richtung Fuldaer Haus, in dem wir einkehren wollen. Vorher wird aber noch schnell ein Cache am Wegesrand auf der Maulkuppe gehoben. Am Fuldaer Haus warten die anderen Nicht-Cacher schon auf uns, aber vor verschlossener Tür. Denn das Fuldaer Haus hat Betriebsferien. Und so ziehen wir unverrichteter Dinge und schon etwas hungrig weiter Richtung Milseburg.
Das Wetter ist mittlerweile richtig fies. Durch den Wind peitscht uns der Regen ins Gesicht und es ist richtig kalt. Augen für die archäologische Ausgrabungsstätte an der Milseburg hat keiner und auch die Ausdauer bei der Suche eines Cache hält sich in Grenzen. Und so steigen wir einer nach dem anderen zur Milseburg auf.
Als wir oben ankommen, sind wir froh, dass die Milseburg Schutzhütte auf hat und wir einkehren können. Aufgrund des schlechten Wetters finden wir in der kleinen Milseburghütte problemlos Platz. Nach dem wir unsere nassen Sachen abgelegt haben, machen wir es uns in der urigen Hütte gemütlich und studieren die Speisekarte.
Nach dem sich jeder auf der kleinen aber feinen Speisekarte etwas ausgesucht hat, beschäftigte sich jeder mit seinem Smartphone um Fotos bei Facebook zu teilen, zu twittern, bei Foursquare einzuchecken oder die Caches in der Nähe zu suchen. Der Hüttenwirt schaut sich das lustre Treiben interessiert an. Aber nichts passiert. Bis nach einer Weile jemand das Schild mit der Aufschrift „Selbstbedienung“ entdeckt. Wer lesen kann, ist klar im Vorteil :-)
Nach dem wir uns gestärkt und aufgewärmt haben, geht es wieder nach draußen. Da es immer noch nicht aufgehört hat zu regnen, wurden vorher noch die Regenhosen über gezogen. Die Berghaus Paclite Pant macht ihren Ruf als Klassiker alle Ehre, denn sie ist gleich mehrfach vertreten. Bevor es weiter geht, wollen wir aber noch auf den Gipfel der 835 Meter hohen Milseburg.
Einer Sage nach, soll der „Riese Mils“ hier zusammen mit dem Teufel sein Unwesen getrieben haben. Der Heilige Gangolf soll ihn schließlich bezwungen haben, worauf sich der Riese umbrachte und der Teufel seinen Leichnam schließlich mit Steinen bedeckte.
Unterhalb des Gipfels steht eine kleine Wallfahrtskapelle zu Ehren des Heiligen Gangolfs und auf den Gipfel befinden sich neben dem Gipfelkreuz auch zwei Statuen. Hier oben bläst der Wind ganz schön stark und lässt die Wolken rechts und links schnell an den markante Basaltfelsen vorbeiziehen. Zusammen mit dem Regen und dem diesigen Wetter, ist das eine richtig stimmungsvolle Kulisse, die ich in vollen Zügen im Wind auf dem Gipfel genieße.
Es sind solche Momente, die eine Tour auch bei schlechten Wetter so unvergesslich werden lassen.
Aufgrund des nicht aufhörenden Regen beschließen wir, auf dem kürzesten Weg wieder zurück zur Enzianhütte zu laufen. Und so steigen wir auf dem gleichen Weg wieder ab und wandern im strömenden Regen über Wiesen und Felder Richtung Ausgangspunkt. Kurz vor dem Aufstieg zur Enzianhütte, können wir einem Cafe am Wegesrand nicht widerstehen. Es ist Nachmittags und die Aussicht auf ein Stück Kuchen und warmen Kaffee einfach zu verlockend.
Und so fallen acht triefnasse Outdoorer in das leere Cafe ein und lassen es sich bei Heißgetränken und Apfelstrudel und Co. gut gehen und bedienen nebenbei wieder ihre sozialen Kanäle. Frisch gestärkt geht es das letzte Stück durch den Wald wieder zurück zur Enzianhütte und eine schöne Wanderung mit vielen tollen Eindrücken geht zu Ende.
Nach dem Dusch-Marathon fahren wir Abends zum Essen nach Poppenhausen (Der Ort heißt wirklich so!) zum Landgasthof “Zum Stern”. Stefanie´s Eltern haben uns diesen empfohlen und wie sich herausstellt, ist das ein richtig guter Tipp. Denn im Stern gibt es gute regionale Küche zu fairen Preisen
Auch hier hat unser Treiben am Tisch bei der einheimischen Bevölkerung für Aufsehen gesorgt, denn das acht Erwachsene Menschen ständig mit ihrem Smartphone hantieren, scheint nicht nur auf dem Land sehr ungewöhnlich zu sein.
Und wer wissen möchte, wie ein Poppenhausener Saftsäckchen oder Rhöner Lamm schmeckt, sollte dem Restaurant mal einen Besuch abstatten.
Meine Aufzeichnung der Tour bei Social Hiking
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Fotogalerie Tag 1
Tag 2: Über den Pferdskopf auf die Wasserkuppe
Morgens ist Ralf dann noch zu uns gestoßen. Manche behaupten, Ralf ist nur gekommen, weil der Klettersteig „Mauertanz“ an der Enzianhütte noch in der Via Ferrata Datenbank fehlt. Und so stand vor der Wanderung erst mal ein Mauertanz auf dem Programm. Auch wenn der Klettersteig nur ein paar Meter über den Boden verläuft, verlangt er Martin und Rene einiges an Können ab. Vor allem da keine Tritthilfen vorhanden sind und man nur auf den Steinen halt finden muss. Bei nassen Wetter keine leichte Übung.
Danach geht es mit dem Auto zum Guckaisee, dem Startpunkt unserer Wanderung auf die Wasserkuppe. Das Wetter ist auch heute sehr diesig, aber wenigstens regnet es nicht und es sind nicht viele Leute unterwegs. Das ist der Vorteil bei schlechten Wetter: Selbst beliebte Ausflugsziele hat man dann fast für sich alleine.
Durch den Wald geht es auf schmalen, rutschigen Pfaden hinauf zum Pferdskopf. Zwischendurch wieder schnell ein Cache am Wegesrand gehoben und Steve in die Geheimnisse des Geocaching eingeweiht. Nach einem kurzen aber knackigen Aufstieg erreichen wir in Nebel gehüllte, bizarre Basaltformationen, die einen Vorsprung unterhalb des Gipfels des Pferdskopf bilden. Auch hier lässt sich der tolle Ausblick nur erahnen, wenn die Wolken mal einen Teil der Landschaft preisgeben. Trotzdem hält uns das nicht davon ab, wieder unzählige Fotos zu machen. Wie gestern auf der Milseburg sorgt der Nebel auch hier für eine besondere, mystische Stimmung.
Nach einen weiteren Aufstieg über einen Wiesenhang erreichen wir kurze Zeit später den Gipfel des Pferdskopf auf 874,9 Meter. Aussicht: Fehlanzeige. Daher wandern wir direkt weiter auf dem „Geologischen Lehrpfad“ hinüber zur etwas östlich vorgelagerten Wasserkuppe. Durch den Nebel ist von der Landschaft unterwegs nicht viel zu sehen und auch das Fliegerdenkmal mit der Adlerskulptur zu Ehren der im Ersten Weltkrieg gefallenen Feldpiloten auf der Wasserkuppe sehen wir erst, als wir schon fast davor stehen. Durch den Nebel wirkt das Denkmal, welches auf einem Vulkanschlot errichtet wurde, noch beeindruckender und bietet eine tolle Kulisse für ein weiteres Gruppenfoto.
Nach einer kurzen Pause geht es vom Fliegerdenkmal am Westhang über Wiesen hinüber zur Wasserkuppe, die mit 950 Metern Höhe der höchste Berg Hessens und der Rhön ist. Die Wasserkuppe blickt auf eine bewegte Segelflug- und Militärgeschichte zurück, was den Berg zu einem beliebten Ausflugsziel macht. Nur heute nicht. Und dann sehen wir auch schon das markante, kugelförmige Gebäude, welches wie ein überdimensionaler Fußball auf der Wasserkuppe thront. Schon gestern haben wir immer mal wieder von weitem die einstige Abhörstation der Alliierten und der Bundeswehr gesehen, die weithin sichtbar und untrennbar mit der Wasserkuppe und der Rhön verbunden ist. Heute wird die Radarkuppel (Radom) nur noch als Aussichtsturm und Veranstaltungsort genutzt.
Und wie wir da so unterhalb der Radarkuppel stehen, reißen auf einmal die Wolken auf und geben einen traumhaften Ausblick über die die Kuppenrhön und die umliegende Landschaft preis.
Wir sind alle total fasziniert von dem besonderen Augenblick, der sich uns so unverhofft bietet. Nach dem wir den Moment ausgekostet haben, laufen wir durch den touristisch voll erschlossenen Teil der Wasserkuppe hinunter zur Fuldaquelle. Es geht nun immer weiter bergab um den Flugplatz herum und über weite Wiesen zurück Richtung Parkplatz. Das letzte Stück Weg kürzen wir ab und wandern entspannt in Serpentinen wieder zurück zum Guckaisee.
Den Abschluss des Tages und des Wochenende bildete die Einkehr in den Berggasthof „Zur Ebersburg“, der direkt unterhalb der gleichnamigen Burgruine liegt. Bei leckerem Schweinebraten lassen wir die letzten Tage Revue passieren, bevor wir uns wieder alle in Richtung Heimat verabschieden.
Meine Aufzeichnung der Tour bei Social Hiking
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Fotogalerie Tag 2
Fazit
Auch wenn das Wetter nicht mitgespielt hat, war das Wochenende richtig genial. Ich habe alte Bekannte wieder getroffen und neue Leute kennengelernt, mit denen ich meine Outdoor- und Social-Media-Leidenschaft ungehemmt ausleben konnte. Die beiden Touren waren trotz oder gerade wegen des nicht optimalen Wetters sehr schön und boten viele starke Eindrücke. Wir haben uns alle super verstanden, hatten eine Menge Spaß und haben viel erlebt. Herzlichen Dank an alle, für das tolle Wochenende!
Alle anderen waren auch schon fleißig und haben ihre Berichte bereits veröffentlicht:
Bloggerwanderung in der Rhön – von Bürgermeistern, Funklöchern und Saftsäckchen | Auf-den-Berg.de
Bloggerwanderung in der Rhön | Gipfelglück
Social Hiking in der Rhön: #bloggerwanderung | JeeperMTJ
Entschuldigung, ich bin ein Outdoor-Blogger #bloggerwanderung | Outdoor-Spirit
Bloggerwanderung in der Rhön | Tourendatenbank
Ich habe mich ja dann schon etwas geärgert, dass ich nicht mehr mit auf der Ebersburg war, beim nächsten Mal bleibe ich bis zur letzten Minute :-)
So viel hast du nun auch nicht verpasst und bei der langen Rückfahrt absolut verständlich, dass du dich auf dem Rückweg gemacht hast. Aber der Schweinebraten war echt genial!
Hallo Jens,
wie bei allen anderen Berichten, man liest, dass es Euch allen viel Spaß bereitet hat.
Nochmals eine schöne Zusammenfassung und Aufmachung!
Viele Grüße, Bernd
Das klingt nach FUN. Gibt es die Möglichkeit sich 2013 zu beteiligen? #bloggerwanderung?
Wenn es nächstes Jahr wieder eine Bloggerwanderung gibt und du eine echte Bloggerin bist, wieso nicht?
Super, dann würde ich mich über NEWS dazu freuen.
Finde ich echt klasse!
Habe mich jetzt auch etwas länger und ausführlich mit jemanden, aus einem Forum, unterhalten. Ende vom Lied, im Mai treffen wir uns in Schweden, um sich mal persönlich zu sehen und zu quatschen und wir haben gleich eine Abstellmöglichkeit für unser Auto angeboten bekommen.
So macht doch das Leben im Internet echt Spaß!
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