Auf dem Heidschnuckenweg durch die norddeutsche Heidelandschaft – Tag 4

Am letzten Tag einer mehrtägigen Tour kommt bei uns auch immer ein wenig Wehmut auf. Weil sich unsere jährliche Trekking-Tour dem Ende neigt und für uns am nächsten Tag der Alltag wieder beginnt.

Vielleicht sind wir deshalb am letzten Tag auch stets etwas stiller und machen weniger Fotos, weil jeder die Eindrücke besonders intensiv und ohne Ablenkung erleben möchte.

Tag 4: Bispingen bis Soltau (23 km)

Die letzte Etappe auf dem Heidschnuckenweg führt meinen Schwager und mich auf vergleichsweise überschaubaren 23 km von Bispingen bis Soltau. Dann haben wir in vier Tagen und nach sechs offiziellen Etappen mit 120 km ungefähr die Hälfte der Gesamtstrecke des Heidschnuckenwegs absolviert.

Denn der Plan war, dass wir ein anderes Mal die restlichen sieben Abschnitte in vier Tagen wandern und den Weg bis nach Celle vollenden können.

Und so viel steht jetzt schon fest: Das werden wir definitiv auch irgendwann tun. Spätestens wenn wir wieder Sehnsucht nach Norddeutschland und Bock auf Heide haben.

Durch den Wald entlang der Luhe

Nach dem wir uns in Bispingen beim Bäcker mit Proviant für unterwegs eingedeckt haben, kommen wir in an der alten Kirche aus dem Jahre 1353 vorbei. Die Kirche aus Feldsteinmauern zählt zu den ältesten Bauwerken der Lüneburger Heide und wird als Kapelle genutzt.

Kurz nach dem wir das Heidestädtchen hinter uns gelassen haben, führt uns der Heidschnuckenweg immer entlang der Luhe. Wir überqueren den Bach schließlich über eine Brücke und folgen dem Lauf des Wassers eine ganze Weile parallel auf der anderen Seite. Hier führt uns der Weg immer geradeaus entlang des Luhetals auf schmalen Pfaden ansprechend durch den Wald.

Achtung! Wolfsregion

Wir kommen irgendwann der A7 wieder näher und laufen eine ganze Weile parallel zur Autobahn. Schließlich passieren wir unvermittelt ein Warnschild mit der Aufschrift

Achtung! Wolfsregion – Betreten auf eigenen Gefahr

und sind ziemlich überrascht, dass so explizit vor Wölfen gewarnt wird, die sich hier angesiedelt. Auch wenn wir natürlich wissen, dass von gesunden Wölfen in der Regel keine Gefahr für den Menschen ausgeht, haben wir doch ein mulmiges Gefühl.

Zu nah der Autobahn

Wir passieren ganz nah der Autobahn drei terrassenartig angeordneten Quellteiche und der Weg schlängelt sich auf einem schmalen Pfad durch Heidelbeer- und Heidesträucher. Alles sehr schön und idyllisch. Wäre da nicht der ständige Geräuschpegel der nahen Autobahn.

Nach der Autobahnunterquerung wechseln sich immer wieder Felder und kleine Waldstücke ab. Es wird zum Glück wieder ruhiger und auch einsamer.

Es geht zum Kreuzberg, der letzten großen Heidefläche der Nordheide, die noch vor 20 Jahren als Truppenübungsplatz genutzt wurde. Mittlerweile hat sich die Heide das Terrain zurückerobert und viele seltene Tiere haben sich hier angesiedelt.

Kurt

Nach dem wir die weitläufige Heidelandschaft durchquert haben, erreichen wir Deimern und kommen am Ehbläcksmoor vorbei. Auf einem lang gezogenen Wegstück sehen wir schon von weiten jemanden auf uns zukommen. Wir erkennen schließlich einen älteren Mann in Kniebunthose und Trekking-Stiefel. Und je näher er uns kommt, desto mehr erkennen wir, das irgendwas nicht stimmt.

Als wir schließlich aufeinander treffen, bleibt er stehen und spricht uns sofort an. Er macht einen leicht verwirrten Eindruck und fragt uns, ob wir auch den Heidschnuckenweg wandern und was unser Ziel sei. Wir erklären, dass wir heute bis nach Soltau laufen. Er antwortet, dass er auch nach Soltau möchte, aber irgendwie die Orientierung verloren hat und nicht mehr genau weiß, wo er sich befindet.

Wir bieten ihm an, sich uns anzuschließen. Unterwegs erfahren wir, dass er Kurt heißt, 82 Jahre alt ist und regelmäßig alleine wandern geht. Er sieht viel jünger aus und wir hoffen insgeheim, dass das Wandern uns genauso jung und fit hält. Kurt beschäftigt das sehr, dass er die Orientierung verloren hat. Er kann sich das nicht erklären und wir ehrlich gesagt auch nicht. Ist der Weg doch sehr gut markiert.

Nach einigen Kilometern haben wir endlich des Rätsels Lösung: Kurt hat an einer Kreuzung länger Pause gemacht und hat anschließend seinen Weg in die selbe Richtung fortgesetzt, aus der er gekommen ist. Jetzt ist ihm die Sache so total unangenehm und er tut uns richtig Leid.

Heidepark Soltau

Gemeinsam laufen wir weiter und versuchen dabei Kurt aufzumuntern. Dabei erzählen wir ihm von Situationen, in denen wir vom Weg abgekommen sind.

Mittlerweile hören wir schon von weitem die Schreie der vergnügungssüchtigen Besucher des Heideparks Soltau. Am Heidepark legen wir eine gemeinsame Pause ein. Da Kurt länger Pause machen möchte und wir noch unseren Zug in Soltau erreichen müssen, verabschieden wir uns und hoffen, dass er nach seiner Pause nicht wieder den gleichen Weg zurück geht.

Entlang der Böhme

Nach dem wir den Freizeitpark hinter uns gelassen haben, durchqueren wir ein paar Teiche und wandern danach immer parallel zur Böhme, die im Pietzmoor entspringt. Immer am Ufer entlang haben wir einen schönen Blick auf das Wasser. Der Heidschnuckenweg verläuft recht hügelig mal mehr oder weniger dicht am Ufer entlang und eine ganze Weile durch den Wald.

Schließlich kommen wir an der Soltau Therme vorbei, erreichen die Ausläufer von Soltau und durchqueren den Böhmepark mit seinen Teichen. Von hier ist es nicht mehr weit zum Bahnhof und unsere Wanderung auf dem Heidschnuckenweg ist vorerst zu Ende.

Aber wir werden wieder kommen und den Heidschnuckenweg vollenden. Da sind wir uns sicher.

Unser Fazit

Der Heidschnuckenweg verläuft gut markiert durch die einzigartige norddeutsche Heidelandschaft und führt auch abseits der Heide durch eine schöne und abwechslungsreiche Landschaft.

Gerade in der Blütezeit der Heide von August und September erlebt man auf dem Heidschnuckenweg einen wahren Farbenrausch.

Das kräftige Lila und das leuchtende rosarot der blühenden Heide im Kontrast mit dem grünen Wacholder und den weißen Birken ergibt ein unglaublich schönes Naturgemälde. Und bei schönen Wetter und warmen Temperaturen kommt auf den sandigen Pfaden schnell mediterranes Flair auf.

Wir konnten uns an den Farben und dem Landschaftsbild der Heide gar nicht satt sehen und haben extra dafür den Ausdruck „Heide Porn“ erfunden.

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Meine Aufzeichnung der Wanderung bei Social Hiking

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Mein Name ist Jens und ich bin ein absoluter Outdoor-Enthusiast: Wandern und Trekking bedeutet für mich, die Natur hautnah mit allen Elementen erleben – egal ob bei Sonnenschein, Regen oder Schnee. Mich zu bewegen, Neues zu erkunden und mich den Herausforderungen der Natur zu stellen, sind für mich ein idealer Ausgleich zum Alltag.

3 Kommentare Schreibe einen Kommentar

  1. Pingback: Auf dem Heidschnuckenweg durch die norddeutsche Heidelandschaft – Tag 1 – Hiking Blog

  2. Pingback: Auf dem Heidschnuckenweg durch die norddeutsche Heidelandschaft – Tag 2 – Hiking Blog

  3. Ich habe mir deinen ganzen Wanderbericht zum Heidschnuckeweg durchgelesen und mich an den tollen Bildern erfreut. Gerade im Spätsommer ist das einfach eine unvergleichliche Landschaft, an der man sich trotz Mangel an Bergen einfach nicht sattsehen kann. Ich liebe den Lebensraum Heide und kann mir daher Gerade nach diesem Bericht gut vorstellen, auch mal ein paar Etappen des Heidschnuckewegs zu absolvieren.

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