ein geringerer als Rab-Gründer Rab Carrington klemmte sich persönlich hinter das Projekt, um zusammen mit Pertex, ein neues Zweilagen-System zu entwickeln. Herausgekommen ist das Softshell-Alternativprogramm „Vapour-rise“, bei dem Pertex Equilibrium als Oberstoff und auf der Innenseite ein dünnes Trikotfutter verwendet wird.
Ob die Rab Vapour-rise Lite Alpine Jacket eine echte Alternative zur klassischen Softshell ist, habe ich getestet.
Softshell vs. Windjacke
Softshells haben aufgrund ihres hohen Tragekomforts, der guten Atmungsaktivität und des breiten Einsatzgebietes das Herz von Outdoorern im Strum erobert. Wenn es aber auch auf Gewicht und Packmaß ankommt, stossen Softshells schnell an ihre Grenze.
Der gewichtsorientierte Wanderer und Trekker hat dies schon länger erkannt und zieht deshalb eine (ultraleichte) Windjacke der Softshell vor.
Denn bei gleichem Einsatzgebiet, ist eine Windjacke um einiges leichter und kann kleiner komprimiert werden. Lediglich bei der Strapazierfähigkeit und dem Next-to-Skin-Gefühl, muss man meistens bei Windjacken einen Kompromiss eingehen. Diesem Problem hat sich Rab angenommen und bietet zwischen Softshell und Windshell seine Produkte aus der „Vapor-rise“ Serie als weitere Option an.
Rab Vapour-rise Lite Alpine Jacket
Bei der Lite Alpine Jacket, die im Frühjahr 2012 auf dem Markt gekommen ist, haben die Briten das „Vapor-rise“ System noch mal auf Diät gesetzt. Herausgekommen ist im Vergleich zur Vapor-rise Jacket eine noch leichtere Version, die nach wie vor wind- und wasserabweisend ist und hoch atmungsaktiv. Die Jacke hat zwei große Brusttaschen, ein voll verstellbare Kapuze mit drahtverstärktem Schirm, einen zweiwege Front-Reißverschluss, eine kleine Innentasche, verstellbare Ärmelbündchen und zwei Kordelzüge am Saum.
Vapour-rise
Im Gegensatz zu einlagigem Softshell- und Windshellmaterial, ist Vapor-rise zweilagig: Außen wird eine hauchdünne Lage Pertex Equilibrium Gewebe als Oberstoff verwendet und innen ein dünnes, lose vernähtes Trikotfutter. Damit ist die Vapor-rise Serie von Rab irgendwo zwischen Softshell und Windshell angesiedelt und als Alternative zu beiden gedacht.
Pertex Equilibrium
Pertex Equilibrium verwendet eine doppellagige Gewebekonstruktion mit Kapillargefälle, das normalerweise bei Funktionsunterwäsche zum Einsatz kommt. Das Kapillargefälle sorgt dafür, dass bei anstrengenden Aktivitäten Feuchtigkeit von der Haut weg durch das Gewebe nach außen transportiert wird. Durch den aktiven Feuchtigkeitstransport, klebt der Stoff nicht auf der Haut und hat ein angenehmes, trockenes Tragegefühl.
Um das zu erreichen, verfügt Pertex Equilibrium über eine einzigartige Kapillarverengung (Denier-gradient). Es kombiniert zwei unterschiedliche Garne mit unterschiedlichen Eigenschaften. Auf der Innenseite kommt ein Garn mit dickeren Fäden zum Einsatz, an der Außenseite ein Garn mit dünneren Fäden. Denn nach den Gesetzen der Kapillarwirkung, bewegt sich Feuchtigkeit von dicken zu dünnen Fäden.
Durch eine dreidimensionale Stoffinnenseite liegt dieser nicht glatt auf der Haut an und saugt ausgelöst durch Körperwärme bei Anstrengung die Feuchtigkeit vom Körper weg. Auf der Außenseite haben die dünneren Fäden eine relativ große Oberfläche, wo durch die Feuchtigkeit schnell verdampfen kann. Durch die Verdunstungskälte wird eine Überhitzung vermieden und übermäßiges Schwitzen verringert.
Details Rab Vapour-rise Lite Alpine Jacket
- Pertex Equilibrium Außenstoff
- Leichtes Trikotfutter
- Helmtaugliche Kapuze
- Zweiwege-Frontreißverschluss
- Hinterlegte Sturmleiste
- Zweifacher Kordelzug im Saum
- Zwei Reißverschluss Napoleon Brusttaschen
- Eine Reißverschluss Innentasche
- Verstellbare Velcro Ärmelbündchen
- Größen: S – XXL
- Gewicht: 326 g in der Größe L (nachgewogen)
- Preis: € 159,95 (UVP)
Praxistest
Rab hat mir freundlicherweise die Vapour-rise Lite Alpine Jacket zum testen zur Verfügung gestellt. Dafür herzlichen Dank! Für den Test hatte ich die Jacke bei mehreren Wandertouren an, u.a. in Franken, auf dem Naturpfad Langeloh und die Via Adrina. Und auch in der Freizeit habe ich sie oft und gerne angezogen.
Erster Eindruck
Die Lite Alpine Jacket fühlt sich schön weich an und ist erstaunlich „luftig“ leicht. Sie bringt in der Größe L nur unglaubliche 326 Gramm auf die Waage. Der Außenstoff ist dünn wie Papier und nicht stretchig. Zusammen mit dem Futter ergibt sich aber dennoch ein nicht ganz so fragiler Eindruck. Das Pertex Equilibrium ist jedoch nicht so robust, wie Softshell-Material und wird den Kontakt mit Ästen und spitzen Felsen sicherlich auch nicht so leicht verzeihen. Obwohl ich dem Pertex Equilibrium Außenstoff mehr zu traue, als der erste Eindruck vermuten lässt. Denn Pertex Equilibrium ist robuster als andere Pertex Stoffe, wie z. B. Quantum oder Microlight. So waren bisher die Schultergurte meines Tagesrucksacks kein Problem für den Oberstoff.
Das dünnen Trikotfutter hängt relativ lose in der Jacke, da das Futter nicht ganzflächig mit dem Oberstoff verbunden ist. Erst mal ungewohnt. Dadurch und durch den Verzicht von elastischem Material, lässt sich die Jacke aber sehr klein komprimieren und hat ein geringes Packvolumen.
Schnitt und Passform
Die Jacke ist ganz leicht etwas weiter geschnitten, auch wenn die Passform mir „Slim“ angegeben ist. Dieser Umstand ist sicherlich der fehlenden Elastizität des Materials geschuldet. Denn durch den lockeren und guten Schnitt wird die Bewegungsfreiheit trotzdem nicht eingeschränkt. Außerdem bleibt noch Luft, damit man noch einen wärmenden Midlayer drunter ziehen kann. Auch die Lite Alpine Jacket, hat wie für Rab typisch, einen verlängerten Rücken und längere Ärmel. So bleibt auch in der Aufwärtsbewegung, alles da wo es sein soll. Ansonsten trägt sich die Lite Alpine Jacket einfach sau bequem. Durch das dünne Material und den lockeren, weiteren Schnitt, musste ich jedoch auf den schmalen Pfaden der Ederschleifen höllisch aufpassen, dass ich nicht an Ästen oder Dornen hängen bleibe.
Ausstattung und Bedienung
Sowohl Ausstattung als auch Bedienung ist beides ähnlich perfekt, wie bei der von mir kürzlich getesteten Scimitar Softshell Jacket von Rab. Denn das „Lite“ und „Alpine“ in der Bezeichnung der Jacke, ist nur auf den ersten Blick ein Widerspruch. Die Jacke ist voll ausgestattet und lässt nichts für alpine Einsatzgebiete vermissen: Zwei große Brusttaschen, die auch mit Rucksack und Klettergurt perfekt zu erreichen sind. Eine kleine Reißverschluss-Innentasche, in der Kleinigkeiten sicher verstaut werden können. Der Frontreißverschluss kann von beiden Seiten geöffnet werden und ist mit einer Sturmleiste hinterlegt. Der Saum lässt sich über zwei seitliche Kordelzüge verstellen und die Ärmelbündchen durch die weichen Velcro-Klettverschlüsse leicht anpassen.
Die Kapuze hat einen drahtverstärkten Schirm, ist natürlich helmtauglich, voll verstellbar und umschließt den Kopf perfekt. Auch bei Bewegungen des Kopfes. Die Kapuzenzüge werden durch Tunnel vom Gesicht weg geführt und baumeln so nicht störend rum. Wie bei der Scimitar Softshell Jacket kann man die Kapuze einrollen und fixieren, wenn man sie nicht braucht. Alle Reißverschlüsse sind auch bei der Lite Alpine Jacket vom Marktführer YYK und laufen ohne zu verhaken. Griffige Anhänger und Zippergaragen gehören ebenfalls zur Ausstattung, die insgesamt für eine „Lite“ Version mehr als beachtlich ist.
Trage- und Klimakomfort
Die Lite Alpine Jacket trägt sich gerade nur mit einem kurzärmeligen Shirt darunter sehr angenehm, denn das dünne Trikotfutter sorgt für ein sehr angenehmes Hautgefühl. Durch das Trikotfutter wird außerdem Feuchtigkeit bei Anstrengung schnell aufgenommen und zügig vom Körper abtransportiert. Dadurch klebt das Futter beim schwitzen nicht unangenehm auf der Haut und bietet auch bei schweißtreibenden Aktivitäten einen hohen Tragekomfort – und das trotz winddichtem Außenstoff. Außerdem trocknet der Stoff schnell und sorgt so für ein angenehmes Jackenklima.
Die Materialkonstruktion von Pertex Equilibrium sorgt dank Kapillarverengung außerdem für eine fantastische Atmungsaktivität, der Wasserdampfdurchgang liegt subjektiv gesehen auf einem sehr hohen Niveau. Ventilationsöffnungen habe ich eigentlich kaum vermisst. Und wenn wenn es doch einmal in der Jacke zu warm wurde, habe ich die Taschen und Ärmelbündchen zur Belüftung genutzt oder sie ganz einfach ausgezogen – irgendwann reicht halt auch die beste Atmungsaktivität nicht aus.
Wind- und Wetterschutz
Der Pertex Equilibrium Oberstoff weist Wind sehr stark ab und macht die Jacke nahezu winddicht. Dadurch reduziert sich der Wind-Chill Faktor und der Komfortbereich der Jacke wird trotz des dünnen Materials um mehrere Grad nach unten ausgedehnt. Das macht die Jacke gerade auch als leichten Windschutz interessant. Das Trikotfutter wärmt außerdem leicht, was gerade bei kälteren Temperaturen oder bei der Rast auf einem zügigen Gipfel angenehm ist. Jedoch flattert die Jacke mehr im Wind, als ein Softshell.
Das wasserabweisende Pertex Equilibrium lässt dank guter Imprägnierung leichten Regen schön abperlen und ein paar Tropfen mehr machen der Jacke auch nichts aus. Einen kurzen Schauer auf den Ederschleifen hat sie locker weggesteckt. Und auch die Konstruktion, in Form von hohen, eng anliegenden Kragen und optimal einstellbarer Kapuze mit dem exzellenten drahtverstärktem Schirm, bietet perfekten Schutz vor Wind und Regen. Einmal angepasst, schließt alles winddicht ab. Das macht die Jacke ideal für wechselhaftes Wetter, wo sich Sonne und Regenschauer abwechseln.
Mein Fazit
Mit der neuen Rab Vapour-Rise Lite Alpine Jacket bleibt Rab seinem Ruf treu, funktionelle und innovative Bekleidung zu entwickeln: Denn die Lite Alpine Jacket ist für mich die perfekte Alternative zur klassischen Softshell, vor allem weil sie bei fast gleicher Funktion wesentlich leichter ist und ein kleineres Packvolumen hat. Das Material ist zwar nicht so robust wie bei einer Softshell, dafür ist es aber unglaublich atmungsaktiv, trocknet schnell und trägt sich wesentlich komfortabler. Der Windschutz ist perfekt und dank wasserabweisender Funktion übersteht man auch mal einen kurzen Regenschauer. Daneben überzeugt die Lite Alpine Jacket, wie für Rab typisch, mit funktionaler Ausstattung.
Ab Frühjahr 2013 bieten die Briten sieben Herren- und drei Damenjacken der Vapor-rise-Reihe an, zusätzlich gibt es drei Herren- und eine Damenhose. Das Paradestück soll die neue Vapor-rise Lite Pants sein – das Pendant zu der von mir getesteten Vapor-rise Lite Alpine Jacket.
Anmerkung: Die Jacke wurde mir freundlicherweise von RAB für diesen Test zur Verfügung gestellt. Vielen Dank dafür!
Meine Meinung ist jedoch wie immer nicht beeinflussbar.
Bei diesen Online-Shops, kannst Du die Rab Vapour-Rise Lite Alpine Jacket zum Beispiel kaufen:
Weitere Testberichte zu der Jacke
Rab Vapour-Rise Lite Alpine Jacket | alpin.de
Review – Rab Vapour-rise Lite Alpine Jacket | airFreshing.com
Rab Vapour-rise Lite Alpine | outdoor-professionell.de
Von Terry Abraham gibt es noch einem englischsprachigen Review und Marcel hat letztes Jahr die Rab Alpine Jacket getestet, bei der ebenfalls das Pertex Equilibrium zum Einsatz kommt, jedoch ohne Futterstoff.
Die Jacke konnte ich gestern bei der gemeinsamen Tour mit Jens auf der Via Adrina sogar live in Aktion sehen. Und wenn ich schonmal die Gelegenheit habe, konnte ich es natürlich nicht lassen, dieses feine Stöffchen auch mal anzufassen. Fühlt sich echt toll an. Super dünn, ganz leicht und weich und man merkt direkt, wieviel „Hightech“ dahinter steckt. Geniales Teil und tolle Farbe! Schade, das RAB hier in Deutschland so wenig vertreten ist.
Danke auch für die Fotos, die du beigesteuert hast!
Hallo Angelica, Rab baut gerade sein Vertriebsnetz kräftig aus, bleib einfach dran, ab Herbst gibts einige neue Händler. Bei Fragen hierzu einfach bei Rab/Lowe Alpine Deutschland anrufen und Händler in Deiner Nähe erfragen: 089-8996030. Gruß, Chrissy
Pingback: Praxistest: Rab Alpine Jacket – Windjacke | Hiking Blog
airFreshing hatte die Rab Vapour-rise Lite Alpine Jacket jetzt auch im Test.
Pingback: Review – Rab Vapour-rise Lite Alpine Jacket: Softshell war gestern – es lebe das ultraleichte Vapour-rise | airFreshing.com
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