Ortovox ist nicht nur der führende Hersteller von LVS-Ausrüstung, sondern auch von Merino-Bekleidung für Bergsportler. Denn bereits seit 17 Jahren verarbeitet Ortovox die funktionalsten Fasern der Natur. Auf der ISPO 2012 präsentierten die Wollexperten die Swisswool Light Serie, aus der ich diesen Winter, dank der Bergfreunde, das Jacket Piz Boval testen konnte.
Swisswool Insulation
Im Bereich Sportswear hat Ortovox eine absolute Neuheit als dritte Bekleidungsschicht entwickelt: Die Swisswool Insulation. Dafür wird in den Jacken und Westen wärmende Schafschurwolle von Swisswool in Isolationskammern abgesteppt. Um die Wollfasern herum entstehen zahlreiche Lufteinschlüsse, die einzigartige Temperaturpolster bilden und den Produkten ihren besonderen Klimakomfort verleihen. Die Außenhaut der Produkte bildet eine Shell aus Nylon Micro Ripstop, welches sehr widerstandsfähig ist und auskühlenden Wind ab hält. Die Schurwolle stammt ausschließlich von kleinen, regionalen Erzeugern aus dem Schweizer Kanton Walli. Die nachhaltig produzierte Swisswool Linie von Ortovox wurde 2011 sogar mit dem renommierten ISPO Ski Award ausgezeichnet.
Ortovox Light Jacket Piz Boval
Die Ortovox Light Jacket Piz Boval ist aus der etwas dünneren und noch nachhaltiger hergestellten Swisswool Light Serie. Die Produkte der Serie wurden für bewegungsintensivsten Bergsport entwickelt, bei dem gute Isolationswerte und geringes Gewicht im Vordergrund steht. Jedes Bestandteil der Swisswool Light Serie stammt aus Europa und wird unter geringsten Umweltbelastungen möglichst nachhaltig produziert. Lange Transportwege und unnötige Belastungen für die Umwelt werden so auf ein Minimum reduziert.
Die Piz Boval ist eine Wendejacke und kann daher auch auf links gedreht getragen werden. Das Außenmaterial ist aus Ripstop-Nylon und dadurch wasser-und windabweisend. Die Jacke verfügt über zwei seitliche Einschubtaschen mit Reißverschluss, sowie eine Brust- und Innentasche. Zum transportieren kann die Jacke in den mitgelieferten Kompressionsbeutel verstaut werden.
Details
- Konstruktion: Winterjacke zum wenden
- Außenmaterial: 100% Nylon (Ripstop)
- Isolation: 88% Schurwolle (Swisswool), 12% Polylctid (Mais basiert)
- Durchgehender Front-Reißverschluss
- Zwei Reißverschluss-Einschubtaschen
- Eine Reißverschluss-Brust- und Innentasche
- Inklusive Kompressionsbeutel (11 g)
- Gewicht: 345 g in der Größe L (nachgewogen)
- Größen: S-XXL
- Preis: 199,95 Euro (UVP)
Praxistest
Der Winter 2012/2013 hat seinen Namen wahrlich keine große Ehre gemacht. Es war die meiste Zeit viel zu warm und es gab nur wenige richtig kalte Tage, um eine Isolationsjacke zu testen. Zum Glück hatte ich die Ortovox Light Jacket Piz Boval als Isolationsjacke bei einer Winterwanderung durch das Hohe Venn dabei und habe sie ansonsten an den wenigen kalten Tagen als dritte Bekleidungsschicht in der Freizeit getragen.
Mein erster Eindruck
Ich habe mich auf den ersten Blick in die Piz Boval verliebt. Denn sie sieht in der Farbkombination „Blue Navy“ und mit den unterschiedlichen Nähten und den weiß abgesetzten Reißverschlüssen einfach einfach nur chic aus. Dazu hat jede Seite der Piz Boval auch noch ein anderes Farbkonzept und auch die Nahtführung unterscheidet sich. Dadurch bekommt man eine Jacke mit zwei unterschiedlichen Designs. Die Einschubtaschen befinden sich jedoch nur auf einer Seite, dafür gibt es auf jeder Seite jedoch eine Brusttasche.
Die Fütterung der Jacke fühlt sich „wattiert“ an und unterscheidet sich dadurch bei der Haptik von Daune oder Kunstfaser. Das Außenmaterial aus Ripstop Nylon macht einen strapazierfähigen Eindruck, alle Nähte sind solide vernäht und Schrift- und Logo-Applikationen sauber aufgedruckt. Da gibt es nichts zu bemängeln. Und auch so habe mich in der Piz Boval sofort rundum wohl gefühlt und ziehe sie seit dem bei jeder Gelegenheit an. Zumindest solange die Temperaturen mitspielen.
Passform und Schnitt
Die Piz Boval ist sehr figurbetont und etwas kürzer geschnitten. Sie liegt eng an und kann so eine optimale Wärmeleistung erzeugen. Trotzdem kann ich noch bequem etwas drunter anziehen, ohne das die Bewegungsfreiheit darunter leidet. Bund- und Ärmelabschluss sind aus elastischen Lycra und schließen dadurch gut ab. Kälte kann so nicht in die Jacke kriechen. Beim hoch greifen rutscht die Jacke jedoch hoch und die Ärmel runter. Der Kragen schließt nicht ganz so eng ab, so dass noch ausreichend Platz bleibt ein Schal oder Halstuch drunter zu tragen. Der obere Teil des Reißverschlusses ist von beiden Seiten mit einen Kinnschutz hinterlegt und stört so nicht unangenehm.
Ausstattung und Bedienung
Die zwei seitlichen Reißverschluss-Einschubtaschen, die es nur auf einer Seite gibt, bieten ausreichend Stauraum und lassen sich auch gut zum Aufwärmen kalter Hände nutzen. In der kleineren Brusttasche können Kleinigkeiten sicher verstaut werden. Da es die gleiche Tasche auch auf der Innenseite gibt, stehen einem immer Brust- und Innentasche zur Verfügung, egal auf welcher Seite die Jacke getragen wird. Saum und Ärmelbündchen lassen sich nicht in der Weite verstellen, durch die elastischen Abschlüsse liegt jedoch alles eng an und es kann keine Wärme entweichen
Die YKK-Reißverschlüsse laufen ohne zu verhaken und sind dank großer, griffiger Anhänger auch gut mit Handschuhen zu greifen. Die seitlichen Einschubtaschen sind zusätzlich mit einem Windschutz abgedeckt. Aufgrund der Konstruktion als Wendejacke, ist der Frontreißverschluss jedoch nicht mit einem Windschutz versehen. Bei Wind und tiefen Temperaturen zieht es durch den Reißverschluss kalt in die Jacke. Brauch man die Jacke nicht, lässt sie sich in der im Lieferumfang erhaltenen Packtasche problemlos verstauen.
Gewicht und Packmaß
Die Jacke wiegt in der Größe L 340 Gramm und damit mehr als vergleichbare Isolationsjacken mit Daunenfüllung, jedoch weniger als die meisten Kunstfaserjacken. Die Jacke lässt sich in der mitgelieferten Packtasche auf die Größe einer Galiamelone komprimieren und so noch relativ platzsparend im Rucksack verstauen. Das Packmass ist größer als bei Daune und mit Kunstfaser vergleichbar.
Wärmeleistung und Klimakomfort
Ortovox verwendet für seine Isolationsjacken Schurwolle als Füllmaterial, anstatt der sonst üblichen Daunen oder Kunstfasern. Keine schlechte Idee, schließlich kann auch das Naturprodukt Wolle viel Luft binden und bietet dadurch eine sehr gute Wärmeisolation. Außerdem wärmt Wolle auch noch, wenn sie feucht geworden ist. Damit vereint Wolle als Isolationsmaterial die Vorteile von Daune (Wärmeisolation) und Kunstfaser (Nässeunempfindlichkeit).
Die 90 g/m² schwere, natürliche Füllung aus Schurwolle ist bei der Piz Boval gleichmäßig wie bei Daunenjacken in Isolationskammern abgesteppt und bleibt gleichmäßig verteilt. Leider sind ein paar Nähte durchgesteppt, wodurch sich Kältebrücken bilden können. Teile des Füllmaterials Schurwolle sind, wie man es von Daunen kennt, bisher noch nicht ausgetreten.
Die Wärmeleistung der Piz Boval ist durch die Schurwolle bei moderat kalten Temperaturen gut, jedoch nicht so hoch wie bei einer Daunejacke. Ich hatte den subjektiven Eindruck, dass Daune sich auch molliger warm anfühlt. Dafür wärmt die Schurwolle jedoch natürlicher als Kunstfasern und das auch im feuchten Zustand. Denn genauso wie Kunstfasern verliert Wolle selbst bei Feuchtigkeit seine isolierenden Eigenschaften nicht. Ganz im Gegenteil zu Daunen, die bei Feuchtigkeit verklumpen und ihre Wärmeleistung verlieren. Daher ist die Piz Boval sowohl bei trockener Kälte als auch bei feuchten Wetter einsetzbar.
Bei leichter Anstrengungen war die Jacke relativ dampfdurchlässig und bot einen natürlichen Klimakomfort. Ich hatte den Eindruck, dass die Schurwolle die Körpertemperatur auch als Isolationsmaterial ganz gut reguliert. Bei starker körperlicher Anstrengung bin ich jedoch schnell ins Schwitzen geraten, ist aber bei einer Isolationsjacke auch kein großes Wunder und erst recht kein Nachteil.
Wetterschutz
Die Ortovox Piz Boval Jacket ist durch das Außenmaterial aus Ripstop-Nylon windabweisend und schützt so zusätzlich vor dem Auskühlen durch den Wind-Chill-Effekt. Nur durch den Frontreißverschluss zieht es kalt in die Jacke rein. Leichter Schneefall in der Pause im Hohen Venn und Nieselregen unterwegs in der Freizeit waren für die Jacke kein Problem, denn durch die gute Imprägnierung ist die Jacke ausreichend wasserabweisend. Aber selbst als die Jacke einmal in einem festen Schauer richtig nass wurde, habe ich keinen Unterschied bei der Wärmeleistung feststellen können. Danach ist die Füllung auch relativ schnell wieder getrocknet. Um diese kurze Trockungszeit zu erreichen, verwendet Ortovox für die Füllung neben Schurwolle auch 12% einer Mais-basierten Faser. Damit ist die Piz Boval nicht anfällig gegenüber Feuchtigkeit und bietet eine große Sicherheitsreserve.
Mein Fazit
Ortovox kombiniert mit der Swisswool Light Jacket Piz Boval Design und Funktion in einer sehr schönen Isolations-/Wendejacke. Die Piz Boval sieht einfach Klasse aus, bietet eine natürliche Wärmeisolation und trägt sich durch die tolle Passform sehr angenehm. Die Außenhaut hält Wind und leichten Regen ab, einige durchgesteppte Nähte und der Frontreißverschluss können jedoch Kältebrücken bilden. Zwar ist sie nicht so leicht und klein komprimierbar, wie eine Isolationsjacke mit Daunenfüllungen, dafür wärmt das Füllmaterial Schurwolle aber auch noch im feuchten Zustand und macht die Jacke flexibel einsetzbar.
Wer also eine modische Isolationsjacke mit einem gutem Gewichts- und Isolationsverhältnis und natürlichen Klimakomfort sucht, der findet mit der Ortovox Swisswool Light Jacket Piz Boval eine sehr gute Jacke, die auch noch nachhaltig in Europa produziert wurde.
Die Ortovox Swisswool Light Jacket Piz Boval ist bei meinem Partnershop www.bergfreunde.de gerade zu einem reduzierten Preis erhältlich.
Anmerkung: Die Jacke wurde mir freundlicherweise von den Bergfreunden für diesen Test zur Verfügung gestellt. Vielen Dank dafür! Meine Meinung ist jedoch wie immer nicht beeinflussbar.