Praxistest: Mountain Hardwear Drystein Jacket

Vor kurzem hat Mountain Hardwear ein Pressemitteilung über die neue Dry.Q-Technologie veröffentlicht. Die Beschreibung zu Dry.Q las sich revolutionär: Permanente Luftdurchlässigkeit, Wasserdampf wird durch das Material sofort nach außen transportiert und die Temperatur muss dafür nicht erst deutlich ansteigen, bevor die Membran funktioniert. Eigentlich die Technologie, auf die wir alle gewartet haben.

Jetzt konnte ich das Topmodell der Dry.Q-Linie bei meinen letzten Wandertouren in Franken selbst testen: Das Drystein Jacket. Ob die Dry.Q Elite-Technologie wirklich neue Maßstäbe setzt, erfahrt ihr diesem Bericht.

Drystein Jacket

Mountain Hardwear geht bei der Drystein eigene Wege, denn erstmals in der Geschichte der kalifornischen Bergsport-Experten wird bei der Drystein eine selbst entwickelte Technologie verwendet. Bei der Dry.Q-Technologie, muss im Gegensatz zu herkömmlichen Membranen nicht erst Hitze aufgebaut werden bevor die Atmungsaktivität aktiviert wird. Die Drystein ist das Topmodell der neuen Dry.Q-Linie und Mountain Hardwear’s Allrounder.

Die Dreilagenjacke aus wasserdichten, atmungsaktiven Dry.Q Elite punktet mit niedrigem Gewicht und funktioneller Ausstattung. Durch die Verarbeitung verschiedener Materialien bietet das Drystein Jacket eine ideale Kombination aus Schutz und Atmungsaktivität: Robustes Dry.Q Elite Hardshell kommt an Schultern, Armen und Rücken zum Einsatz, extrem atmungsaktives Softshell unter den Armen. Weitere Features sind die leicht verstellbare, helmtaugliche Kapuze mit flexiblem Schild, wasserdichte Reißverschlüsse und die 80 Wash DWR-Beschichtung.

Dry.Q Elite

Herkömmliche wasserdichte und atmungsaktive Systeme funktionieren, in dem Feuchtigkeit durch das Material der Jacke nach draußen transportiert wird. Das Problem ist, dass die Temperatur im Inneren der Textilie erst deutlich ansteigen muss, damit dies funktioniert. Bevor die Atmungsaktivität einsetzt muss man also warten bis man sich klamm und feucht fühlt. Dry.Q Elite lässt den Sportler nicht warten. Die „Air Permability“ der Membran lässt Luft – und nicht nur Dampf – durch das Material nach außen. Dieser permanente Luftstrom benötigt keine höhere Temperatur, mit Dry.Q beginnen Atmungsaktivität und Komfort in dem Moment, in dem man seine Jacke anzieht.

Micro Climate Zoning

Bei der Drystein wird außerdem eine Temperaturreglungs-Technologie verwendet. Dieses so genannte Biomapping sorgt für einen optimalen Komfort, durch den strategischen Einsatz von verschiedenen Materialien, die an die Bedürfnisse der unterschiedlichen Körperzonen angepasst sind.

Details

Material: 40 D 3-Lagen (Nylon) und Ripstop Softshell
Atmungsaktivität: 30.000 MVTR
Wassersäule: 40.000 mm
Gewicht: 505 g (Herren, Größe L)
Preis: 450,00 Euro

Praxistest

Eine wasserdichte Funktionsjacke (Hardshell) soll den Träger von außen und innen trocken halten. Soweit die Theorie. In der Praxis hat man aber oft das Gefühl, in einer Plastiktüte zu stecken: Man ist zwar vor Regen gut geschützt, aber leider nach Anstrengung total durchgeschwitzt. Softshells haben zwar eine bessere Atmungsaktivität, aber bei richtig schlechtem Wetter ist eine Hardshell immer noch am besten geeignet. Bei der Wahl der Jacke muss man also immer einen Kompromiss zwischen Wetterschutz und Atmungsaktivität eingehen.

Mit Mountain Hardwears Dry.Q Elite soll damit jetzt Schluss sein. Denn neben Wasserdampf wird auch Luft durch das Material sofort nach außen transportiert. Die Temperatur muss also nicht erst deutlich ansteigen, bevor die Membran funktioniert. Ihre permanente Luftdurchlässigkeit („Air Permeability“) verhindert, dass ein klammes oder nasskaltes Gefühl auf der Haut entsteht und soll Wechselwäsche überflüssig machen. Sollte Mountain Hardwear tatsächlich mit der Dry.Q-Technologie die Eierlegende Wollmilchsau unter den Funktionsmaterialien entwickelt haben?

Ausstatttung und Bedienung

Aber erst Mal zu den Details der Drystein Jacke. Die alpin geschnittene Drystein hat zwei hoch angesetzte Taschen, die auch mit Rucksack oder Klettergurt gut zu bedienen sind und ausreichend Stauraum bieten. In der kleinen Brusttasche und der Innentasche mit Reißverschluss, lassen sich Kleinigkeiten gut verstauen. Die helmkompatible Kapuze mit verstärktem Abschluss lässt sich dank Einhand-Kordelzug leicht verstellen und perfekt an den Kopf anpassen. Die Enden der Kordelzüge sind nach innen verlegt und baumeln so nicht störend rum. Der Schirm ist sehr großzügig dimensioniert und schützt das Gesicht optimal vor Regen. Praktisch: Wenn man die Kapuze nicht braucht, kann man diese per Klettverschluss einrollen.

Alle Reißverschlüsse sind von YKK und in wasserdichter Ausführung. Der Zweiwege-Frontreißverschluss ist mit einer Regenrinne hinterlegt und hat einen Kinnschutz mit Micro-Chamois. Alle Zipper sind durch griffige Anhänger auch mit Handschuhen sehr gut zu bedienen. Das Einhaken des Frontreißverschlusses war bei meiner Testjacke teilweise sehr hakelig und schwierig. Ich hoffe mal, dass dies nur bei meiner Jacke so ist. Weiterhin bietet die Drystein verstellbare Klettverschlüsse an den Ärmeln und einen verstellbaren Saumzug. Eine 80 Wash DWR-Beschichtung  runden die Ausstattungsmerkmale ab.

Material, Verarbeitung und Design

Dry.Q Elite fühlt sich sehr angenehm an und erinnert eher an eine Softshell als an eine Hardshell: Es ist weich, geschmeidig und raschelarm. Wie man es von einer Jacke in dieser Preisklasse erwarten kann, ist die Verarbeitung sehr hochwertig. Was nicht selbstverständlich ist: Die liebvoll umgesetzten Details, wie z.B. die Zipper und mehrfarbigen Kordelzüge. Auch das Design der Drystein ist sehr ansprechend. Durch die rot abgesetzten Reißverschlüsse sieht die Jacke sehr modisch aus.

Wetterschutz

Die Jacke hält selbst bei starken Regen absolut dicht und der großen Kapuzenschirm hält einem den Regen optimal aus dem Gesicht. Selbst bei dem Unwetter vor kurzem in Franken, war ich vor Wind und Wetter mit der Jacke optimal geschützt.

Trage- und Klimakomfort

Die Jacke hat einen körpernahen Schnitt und sitzt gut. Durch den Einsatz von unterschiedlichen Materialien hat sie einen hohen Tragekomfort und bietet eine tolle Bewegungsfreiheit. Dies liegt vor allem an den dehnbaren und extrem atmungsaktiven Unterarmbereichen, bei denen sogar auf die oft sperrigen Belüftungsreißverschlüsse verzichtet werden konnte.

Ich habe die Drystein bei zwei Touren in der Fränkischen Schweiz getestet. Sogar nach dem anstrengenden Aufstieg zum Glatzenstein, bei der ich normalerweise eine Softshell tragen würde, war die Jacke innen kaum klamm. Und das nur mit einem Funktionsshirt drunter. Das Material transportierte mit der ersten Anstrengung überschüssige Wärme und Wasserdampf schnell ab, so dass in der Jacke gar nicht erst ein feuchtnasses Klima entstehen konnte. Neben dem extrem atmungsaktiven Material liegt dies sicherlich auch an der verwendetet Temperaturreglungs-Technologie. Bei diesem so genannten Biomapping werden verschiedene Materialien verwendet, die an den Wärme- und Kühlungsbedarf der unterschiedlichen Körperzonen angepasst sind.

So herschte unterwegs lange Zeit ein angenehmes Körperklima und wenig Hitzestau. Egal ob beim schweißtreibenden Aufstieg zum Glatzenstein, bei der Gipfelrast auf der zügigen Bergspitze oder Abends bei kühleren Temperaturen im Lillachtal. Die meiste Zeit habe ich mich in der Jacke sehr wohl gefühlt. Aber auch Dry.Q kann die Physik nicht überlisten. Irgendwann beginnt man auch in der atmungsaktivsten Jacke zu schwitzen. Trotzdem fühlte ich mich in der Drystein deutlich länger wohl, als ich es von anderen Hardshells gewöhnt bin. Insofern setzt Dry.Q Elite schon neue Maßstäbe.

Mein Fazit

Mountain Hardwear bleibt seiner Tradition treu und stellt mit dem Drystein Jacket einmal mehr seine Leidenschaft für innovative Technologien und fortschrittliche Produkte eindrucksvoll unter Beweis. Dank der hohen Luftdurchlässigkeit liegt die Atmungsaktivität der Drystein auf höchstem Niveau. Außerdem punktet die Drystein mit perfekten Wetterschutz, einer funktionellen Ausstattung und hochwertiger Verarbeitung.

Anmerkung: Die Jacke wurde mir freundlicherweise von Mountain Hardwear für diesen Test zur Verfügung gestellt. Vielen Dank dafür!

Meine Meinung ist jedoch wie immer nicht beeinflussbar.

Veröffentlicht von

Mein Name ist Jens und ich bin ein absoluter Outdoor-Enthusiast: Wandern und Trekking bedeutet für mich, die Natur hautnah mit allen Elementen erleben – egal ob bei Sonnenschein, Regen oder Schnee. Mich zu bewegen, Neues zu erkunden und mich den Herausforderungen der Natur zu stellen, sind für mich ein idealer Ausgleich zum Alltag.

6 Kommentare Schreibe einen Kommentar

  1. Hallo,

    Danke für den Test!
    Wie ist es mit der regendichtigkeit des Softshellmaterial unter den Achseln?
    Gibt es da Einschränkungen?

    Danke
    Ciao Jockel

    • Hallo Jörg,
      die Jacke war bis jetzt absolut wasserdicht. Auch unter den Achseln. Hatte die Jacke schon mehrmals im Regen an, das Softshellmaterial hat sich bisher bezügliche Wasserdichtheit nicht als Schwachpunkt heraus gestellt. An die Stellen kommt der Regen auch nicht so gut hin, da muss der Regen schon waagerecht angepeitscht kommen ;-)

      • Das klingt doch gut. Die Jacke würde ich sicher auch mal beim Radeln tragen.
        Da sind die Stellen für Regen schon etwas zugänglicher.
        Der Stoff an der Brust ist ja etwas anders als an den Schultern und Armen.
        Die Beschreibungen im Netz gehen da auseinander. Ist das kein Dry.Q Elite bzw. keine 3-Lagen oder ist dort keine DWR Beschichtung?
        Wie oft hast Du Deine jacke schon gewaschen und musstest Du schon nachimprägnieren?

        Hab mir die Drystein und die Victorio bestellt und bin noch unentschlossen. Die Drystein hat den sportlicheren Schnitt und rutscht kaum beim Arm anheben, leider sind die Taschen nicht optimal plaziert. Na ja und die o.g. Bedenken zum Material an Brust und Unterarm.

        Die Victorio ist länger und nicht ganz so sportlich, dadurch rutscht der Bund beim Arme heben. Die äußeren Taschen sind schön groß aber so angeordnet das die Hände nicht gebunkert werden können.
        Dafür ist der überall das gleiche Material verarbeitet und es gibt Reißverschlüsse zur Belüftung unter den Armen. Ja und die Kapuze passt besser :-)

        Di

        Die Drystein

        • Nur unter den Armen ist die Drystein aus Softshell Material. Das Dry.Q Elite Hardshell kommt an Schultern, Armen und Rücken zum Einsatz. Ich habe sie bisher noch gar nicht gewaschen und musste sie auch noch nicht nach imprägnieren. Habe sie regelmäßig getragen und sie war bisher auch so immer wasserdicht.

          Ich meine, die Jacke ist nicht so gut zum Rad fahren geeignet, da sie sehr figurbetont geschnitten ist und auch keinen verlängerten Rücken hat.

  2. Mit dem Einsatz auf dem Rad hast Du wohl recht, aber mit einer Regenhose drunter würde die Länge hinten reichen.
    Hab mal direkt zur Regendichtigkeit nachgefragt.
    Hier die Antwort:
    „Thank you for taking the time to write in to us. While the material under the arms is heavily water resistant it is not waterproof, and you would get wet if water were to leak through. We encourage customers to keep in mind that the Drystein is designed for high elevation mountaineering, where rain and melting snow are very unlikely to be encountered“

    Also nicht ganz so regendicht.

Schreibe einen Kommentar


Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.