Die Nacht über hat es geregnet und die Heideruh liegt im diesigen Morgennebel verborgen. Von den umliegenden Bäumen fallen noch vereinzelnd Tropfen von den Bäumen auf uns hinab, als wir uns nach dem Frühstück auf dem Weg machen und unserer skurrilen Herberge lebewohl sagen.
Heute haben wir stattliche 32 km vor der Wanderbrust und sind daher schon früh auf den Beinen.
Tag 2: Buchholz i.d. Nordheide bis Undeloh (32 km)
Unsere heutige Etappe umfasst die Abschnitte 2 und 3 des Heidschnuckenwegs und führt uns von Buchholz über Handeloh nach Undeloh.
Kurz nach dem wir die Heideruh hinter uns gelassen haben, sind wir schon wieder auf dem Heideschnuckenweg.
Von einem breiten Wirtschaftsweg zweigt schließlich ein schmaler Pfad nach links mitten in den Mischwald ab.
Leichter Nieselregen hat eingesetzt. Dunstschwaden wabern durch den morgendlichen Wald und sorgen so für eine schöne Atmosphäre. Die Stille wird nur vom zwitschern der Waldvögel und den Geräuschen der herabfallenden Tropfen unterbrochen.
In die Hölle
Wenig später erreichen wir die Höllenschlucht, ein tief eingeschnittenes Trockental mit steil abfallenden Rändern. Nach einigen hundert Metern und einem leichten Anstieg auf sandigen Boden kommen wir auf den 129 Meter hohen Brunsberg, von dem wir einen schönen Ausblick über die blühende Heide haben.
Der Himmel ist noch immer dunkel verhangen und wir gieren nach besserem Wetter. Trotzdem könnte unsere Laune nicht besser sein.
Der nachgespielte Heide Witz
Als wir von Brunsberg absteigen, erzählt mir mein Schwager einen Witz, den ihm seine Arbeitskollegin kurz vor der Tour erzählt hat. Und der geht so:
Was sagt ein nackter Zwerg der durch die Lüneburger Heide geht?
Lass das Erika!
Ich kann mich vor lachen nicht mehr halten. Spontan beschließen wir, den Witz nachzuspielen (natürlich ohne nackt zu sein) und das Foto seiner Arbeitskollegin zu schicken.
Spätestens ab jetzt bekommen wir den Witz nicht mehr aus unseren Kopf und er wird in den nächsten Tagen zum Running Gag.
Auf dem Pferdekopf
Auf sandigen Wegen kommen wir an kleinen Findlingen vorbei und es geht wieder in den Wald. Wir erreichen den Pferdekopf und überqueren den Büsenbach auf einer Holzbrücke. Auf sandigen Wegen laufen wir nun leicht bergauf durch die blühende Heidefläche.
Am anderen Ende haben wir einen tollen Ausblick über das gesamte Büsenbachtal und wir können uns an dem Farbenspiel aus verschiedenen Lila- und Grüntönen gar nicht satt sehen. Es geht vorbei an Feldern immer am Wald entlang.
Parallel zu den Gleisen der Heidebahn führt uns der Weg in die Ortsmitte von Handeloh. Hier legen wir eine kurze Pause ein.
Ein Urwald mitten in der Lüneburger Heide
Nach dem wir den kleinen Ort durchquert haben führt uns der Heidschnuckenweg auf einen schmalen Pfad durch das sumpfige Tal der Seeve, die südöstlich von Undeloh entspringt und nach 42 km in der Elbe mündet.
Hier mäandert die Seeve in endlosen Kehren durch das sumpfige Tal. Umgestürzte Bäume sind mit Moos überzogen und in dem saftigen grün von Moos und Farn setzen die gelben Blüten der Sumpfdotterblumen farbige Akzente.
Ein richtiger Urwald ist hier entstanden und wir sind begeistert, wie abwechslungsreich der Heidschnuckenweg ist. Auf morastigen Boden wandern wir mehr oder weniger nah der Seeve und genießen jeden Meter.
Das Hexenhaus von Wesel
Wir streifen die Ausläufer der Inzmühlener Heide und später der Wehlener Heide. Das Wetter ist mittlerweile richtig schön. Die Sonne scheint und es ist warm genug, um nur im T-Shirt zu laufen.
Schließlich kommen wir nach Wesel und legen am Hexenhaus von Wesel eine Pause ein. Das schönen Reetdachhaus aus roten Backstein wurde 1731 erbaut und diente als Back- und Rauchhaus. Das Haus sieht aus, als ob es direkt aus einem Märchen entsprungen wäre.
Heide Porn
Nach der Pause führt uns der Wegverlauf durch einen dichten Laubmischwald. Als wir aus den Wald treten, treffen wir auf die offene Landschaft der Weseler Heide. Wir laufen auf einem schmalen Pfad über einen schmalen Hügelrücken mitten durch die Heide.
Und jetzt ist wirklich alles so, wie wir uns das Wandern in der Lüneburger Heide vorgestellt hatten: Die Sonne scheint von einem stahlblauen Himmel und lässt das Farbenmeer der Heide so richtig leuchten. Wir können uns gar nicht satt sehen an der Blüttenpracht aus Lila, Rosa und Purpur, welches nur von dem grün der vereinzelten Wacholderbüsche unterbrochen wird.
Für uns reinster Heide Porn.
Heideimkerei
Zwischen Wald und Heide führt uns der weitere Weg leicht bergauf und bietet dabei immer wieder schöne Ausblicke in die Weseler Heide.
Wir passieren einen Bienenstand mit Strohkörben und wir können auch aus der Entfernung das geschäftige Treiben der Bienen sehen. Hier wird noch Heideimkerei betrieben. Dabei handelt es sich um eine besondere Art der Bienenhaltung, die Imker in der Lüneburger Heide seit dem Mittelalter bis ins 19. Jahrhundert intensiv betrieben haben.
Müden Schrittes nach Undeloh
Die letzten Kilometer geht es auf sandigen Wegen durch den Wald. Wir sind langsam ziemlich ausgepowert und wir laufen im Abstand von mehreren hundert Metern vor uns hin. Jeder kämpft jetzt nur mit sich und seinem Körper.
Schließlich erreichen wir die ersten Häuser von Undeloh. Nur noch die Dorfstraße entlang, an der Dorfkreuzung mit der fast 800 Jahre alte Feldsteinkirche nach rechts und endlich haben wir unser Etappenziel und unsere Unterkunft erreicht.
Die anderen Teile der Artikelserie
- Auf dem Heidschnuckenweg durch die norddeutsche Heidelandschaft – Tag 1 von Hamburg-Fischbek nach Buchholz i.d. Nordheide
- Auf dem Heidschnuckenweg durch die norddeutsche Heidelandschaft – Tag 3 von Undeloh bis Bispingen
- Auf dem Heidschnuckenweg durch die norddeutsche Heidelandschaft – Tag 4 von Bispingen bis Soltau