In ganz Nothweiler gibt es kein Mobilfunknetz. Nicht mal einen klitzekleinen Balken zum Telefonieren. Wir sind seit gestern Abend völlig von der für uns so selbstverständlich gewordenen mobilen Kommunikation abgeschnitten. Trotzdem ist diese Zwangspause gar nicht so schlimm. Ganz im Gegenteil.
3. Etappe von Nothweiler nach Ludwigswinkel
Die dritte Etappe auf dem Felsenland-Sagenweg führt uns heute auf 25,9 km von Schindhard bis nach Ludwigswinkel. Dabei verläuft ein Teil der Etappe durch das französische Unterelsaß, der bis zum Friedensvertrag von Versailles ein Teil des Deutschen Reiches war. Auch diese Etappe ist geprägt von zahlreichen Burgruinen und vielen waldigen Abschnitten.
Burgruine Wegelnburg
Als wir morgens in Nothweiler aufbrechen, kündigen die dunklen und tief hängenden Wolken erneut Regen an. Doch noch kommen wir ohne Regenjacke aus und können diese im Rucksack lassen, als wir aus dem Ort hinaus leicht bergauf Richtung Wald laufen. Eine ganze Weile laufen wir durch morgendlichen Wald und erreichen schließlich die Burgruine Wegelnburg.
Aufgrund des schlechten Wetters sind wir ganz alleine in der langgestreckten Burganlage und erkunden die aus dem Fels gearbeiteten Durchgänge und Kammern. Die Wegelnburg wurde im 12. Jahrhundert als Reichsfeste errichtet und ist die höchstgelegene Burganlage in der Pfalz.
Und tatsächlich: Von der Oberburg bietet sich uns ein unglaublicher Panoramablick über die sanften, grünen Hügel des Wasgauer Felsenlandes. Die tief hängenden Wolken und das Lichtspiel passen auch gerade zu der Atmosphäre auf der Ruine. Der Wind weht uns um den Kopf und wir genießen definitiv die bisher schönste Aussicht auf dem Felsenland-Sagenweg!
Burgruine Hohenburg
Von der Wegelnburg haben wir schon die nächste Burgruine entdeckt: Die Burgruine Hohenburg. Auf dem Weg dorthin passieren wir die Grenze zu Frankreich und kommen kurze Zeit danach zu der Anfang des 13. Jahrhunderts erbauten Hohenburg. Besonders beeindruckend sind hier die alten Steinmetzarbeiten an einem Portal und der in den Fels geschlagene Burgbrunnen.
Auf ausgetretenen, in den Felsen gehauenen Treppenstufen und über hölzerne Treppen gelangen wir auf den höchst gelegenen Punkt der Burgruine. Von der gesicherten Aussichtsplattform haben wir ebenfalls einen schönen Ausblick über die Pfalz und das Elsaß. Jedoch ist es hier oben ziemlich windig und leicht angefangen zu regnen hat es auch wieder. Deshalb halten wir uns auch nicht lange auf und wandern weiter.
Burgruine Löwenstein
Auf demselben Bergrücken wie die Wegelnburg und Hohenburg liegt auch die Burgruine Löwenstein, die im 13. Jahrhundert auf zwei eng nebeneinander liegenden Felsen erbaut wurde. Die durch eine Schlucht getrennten Sandsteinfelsen können wir über Eisenleitern besteigen und genießen erneut den Ausblick über die Landschaft.
Auf dem Felsenweg
Nach den drei Burgruinen steigen wir von dem Bergrücken ab und folgen einem Felsenweg zur Burg Fleckenstein. Der schmale Pfad führt uns über steil abfallende Felsen und vorbei an hohen Felsformationen aus Buntsandstein. Der Abschnitt hat es ganz schön in sich und ist nicht ohne. Gerade bei der aktuellen feuchten Witterung verlangt uns der Abschnitt Trittsicherheit und eine hohe Konzentration ab.
Burgruine Fleckenstein
Sturzfrei erreichen wir die imposante Burgruine Fleckenstein, eine der größten Burgen in den Vogesen. Die mittelalterliche Felsenburg wurde im frühen 12. Jahrhundert auf einer steil aufsteigenden Felsplatte erbaut und gab als Stammburg dem Adelsgeschlecht der Fleckensteiner den Namen.
Die Burgruine ist touristisch voll erschlossen und so tummeln sich duzende Kindergartengruppen und Schulklassen in der weitläufigen Burganlage. Zu der Einsamkeit bei den letzten Ruinen für uns ein echtes Kontrastprogramm. Trotzdem erkunden wir die gut erschlossene Anlage und sind besonders beeindruckt von den vielen aus den Stein gehauenen Gängen und Räumen.
Bruderfelsen, Pfaffenfels und die Burgruine Blumenstein
Nach der Besichtigung führt uns der Sagenweg weiter durch den Wald und wir passieren wenig später erneut die Landesgrenze. Erst hier haben wir wieder ein Mobilfunknetz! Nun führt uns der Wegverlauf erst am Hichtenbach entlang und schließlich durch ein idyllisches Tal. Weiter geht es über schmale Pfade hinauf zum Bruderfelsen, von dem wir einen schönen Rundblick genießen.
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Kurze Zeit später erklimmen wir über Leitern das Felsmassiv des Pfaffenfels. Auch hier oben erwartet uns eine tolle Aussicht. Danach erreichen wir den Ort Schönau und legen an einem Wasserspielplatz eine Pause ein und kühlen unsere arg strapazierten Füße im kalten Wasser ab. Tut das gut!
Das Wasser ist auch weiterhin unser Begleiter und wir laufen parallel zum Wengelsbach und kommen schließlich an der Burgruine Blumenstein vorbei. Die lassen wir aber genauso links liegen, wie am ersten Tag den Jungfernsprung. Diesmal jedoch ganz bewusst, unsere Beine sind mittlerweile einfach zu schwer.
Der Grenzberg Maimont
Nach weiteren Kilometern durch den Wald erreichen wir den Bergrücken des Maimont an der deutsch-französischen Grenze. Hier fand am 13. Mai 1940 die blutige Schlacht um den Maimont statt. Der Berg war von strategischer Bedeutung und wurde deshalb stark umkämpft. Im Jahr 1950 wurde auf dem Maimont ein Friedenskreuz errichtet, welches an die Schlacht und die Opfer erinnert und zum Frieden mahnt.
Die Burgbesichtigungen fordern Tribut
Der Abstieg vom Maimont führt uns in Serpentinen auf schönen, schmalen Pfaden durch den Wald hinunter ins Tal. Wir erreichen nach einer Weile den kleinen Ort Petersbächel und ab hier geht es langsam ans eingemachte.
Die Schritte fallen uns immer schwerer und die Beine werden immer müder. Die ganzen Burgbesichtigungen und das Treppen rauf und runter steigen an den Felsen fordern jetzt ihren Tribut. Zwar geht es jetzt nur noch flach durch den Wald weiter, doch der Weg zieht sich. Geht es doch immer nur schnurstracks geradeaus. Der Nord-Ostsee-Wanderweg lässt grüßen.
Seeromantik am Abend
Wir passieren schließlich einen sehr idyllischen See, dessen Wasser in der Abendsonne glitzert. Danach geht es noch mal einen letzten Hügel bergauf und wir erreichen schließlich ziemlich ausgepowert unser Etappenziel Ludwigswinkel, den staatlich anerkannter Luftkurort im Biosphärenreservat Naturpark Pfälzerwald.
Wie uns die letzte Etappe auf dem Felsenland-Sagenweg gefallen hat und was wir dabei erlebt und gesehen haben, erfährst du im letzten Teil meiner Artikelserie.
Die anderen Teile der Artikelserie
- Etappe 1 von Dahn nach Schindhard
- Etappe 2 von Schindhard nach Nothweiler
- Etappe 4 von Ludwigswinkel nach Bruchweiler