Gestern Abend sind wir schon früh ins Bett. Zum einen hatten wir die nötige Bettschwere und zum anderen gab es in Schindhard eh keine andere Möglichkeit der Abendgestaltung. Übernachtet haben wir in der Pension „Zur Krone“ und haben uns dort sofort wohl gefühlt. Auch wenn diese schon ziemlich in die Jahre gekommen ist.
Eine Zeitreise in die 60er Jahre
Die Zeit in unserer Pension schien stehengeblieben zu sein. Die Einrichtung unseres in braun-tönen gehaltenen Zimmers hat sich wohl seit den 60er Jahren nicht wesentlich verändert. Ein Tisch mit abgerundeten Ecken, dazu passende Holzstühle mit nach unten dünner werdenden Beinen und als Höhepunkt ein Nassbereich mit Fließen im braun-grünen Blumendesign.
Heute sind die Möbel im Stil der 60er zwar wieder Inn. Doch die Gäste werden immer weniger und bleiben anstatt für 1-2 Wochen nur wenige Tage, wie uns die betagte Vermieterin erzählt. An ihr kann es jedenfalls nicht liegen, ist sie doch gastfreundlich und extrem sympathisch. Typ Lieblings-Omi.
Sie hat uns gestern Abend sogar mit ihrem alten Benz extra in den Nachbarort gefahren, damit wir überhaupt etwas zu Essen bekommen. Und einen Absacker gab es danach in ihrer ehemaligen Gaststätte „Zur Krone“ im Erdgeschoss der gleichnamigen Pension auch noch.
2. Etappe von Schindhard nach Nothweiler
Unsere zweite Etappe auf dem Felsenland-Sagenweg führt uns heute auf 25,2 km von Schindhard nach Nothweiler, kurz vor der französischen Grenze. Die Etappe ist wieder geprägt von bizarren Felsvormationen und Burgen oder das was davon noch übrig geblieben ist.
Auf den Eichelberg
Nach dem wir uns in Schindhard in einer kleinen Metzgerei mit Proviant eingedeckt haben, wandern wir wieder aus dem Ort hinaus. Schon bald zweigt der Weg nach links ab und wir laufen durch herrliche Streuobstwiesen leicht bergauf. Hinter uns in der Ferne können wir einige Felsen und die Burgengruppe Neudahn entdecken, die wir gestern passiert haben.
Wenig später beginnt ein lang gezogener Aufstieg. Es hat wieder leicht angefangen zu nieseln und wir müssen erneut unsere Kapuzen überziehen. Schließlich erreichen wir den Gipfel des Eichelberges. Vom gesicherten Aussichtspunkt haben wir einen guten Blick auf Busenberg, der aufgrund des Wetters jedoch nicht ganz so schön ausfällt.
Burgruine Drachenfels
Wir wandern unterhalb einer mächtigen Felswand aus Bundsandstein weiter und steigen danach stetig durch den Wald bergauf. Schließlich erreichen wir die weitläufige Burgruine Drachenfels im Herzen des Wasgau im Pfälzer Wald.
Die Burg wurde im 12. Jahrhundert errichtet und im Jahre 1523 zerstört. Das was heute noch davon übrig ist, lässt erahnen wie groß die Burg einst gewesen sein muss.
Auch die Burgruine Drachenfels ist frei zugänglich und mit Stahlleitern und Geländern erschlossen. Die imposante Anlage wird ausgiebig von uns erkundet und wir malen uns aus, wir das Burgleben damals wohl ausgesehen hat. Viel Fantasie brauchen wir nicht, sind die Spuren im Buntsandstein doch auch noch nach Jahrhunderten deutlich zu sehen.
Das Highlight der Burgruine Drachenfels ist sicherlich der bizarre Felsen, der turmartig die Ruine überragt und sogar bestiegen werden kann. Der rundum Ausblick ist von hier oben besonders beeindruckend, auch wenn die Fernsicht durch tief hängende Regenwolken nicht weit reicht.
Kapelle St. Gertraud
Weiter geht es auf schmalen Pfaden durch weitläufige Wiesen und Felder. Es nieselt so vor sich hin und wir ziehen die Kapuzen tief ins Gesicht. Die Wegmarkierung führt uns nun zur versteckt gelegenen Kapelle St. Gertraud, die 1450 als Wallfahrtskapelle erbaut wurde.
Die Burg Berwartstein und Hans Trapp
Die nächste Burg, die wir erreichen, ist zur Abwechslung mal nicht zerstört worden und ganz erhalten geblieben: Die Burg Berwartstein. In der Felsenburg aus dem Jahre 1152 lebte einst der Ritter Hans Trapp. Er war Marschall des Kurfürsten von der Pfalz, trug den französischen Ehrentitel eines Chevalier d’Or und baute die Burg als uneinnehmbare Raubritterburg aus.
Wir beschließen, in dem Restaurant, welches sich im historischen Rittersaal mit Kreuzgewölbe der Burg befindet, eine Pause einzulegen. Doch vorher bietet sich noch die Gelegenheit, ganz alleine eine Burgführung zu bekommen. Das lassen wir uns nicht zweimal sagen und so wird uns kurze Zeit später die Geschichte der Burg fachkundig erläutert.
Besonders beeindruckend waren der 104 Meter tiefe Burgbrunnen, die schmalen Felsengänge unter der Burg und die phantastische Aussicht über den pfälzischen Wasgau von den oberen Terrassen. Die Burgführung ist seine 5€ mehr als wert, vor allem weil diese ausschließlich zum Erhalt der Burg verwendet werden.
Das Felsmassiv der Fladensteine
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Von der Burg geht es nun ins Tal nach Erlenbach, von wo wir die Burg noch mal von unten bestaunen können. Nach einen weiteren Anstieg kommen wir an den Fladensteinen vorbei. Der Weg führt uns immer unterhalb entlang dieser langgezogenen und beeindruckenden Felskette, die im Volksmund auch „Sieben Brüder“ genannt wird, weil der Sage nach 7 rauflustige Zecher dort zu Stein erstart sind.
Bundenthal, Zöller Berg und Mäuerle
Der weitere Wegverlauf führt uns durch Bundenthal mit seinen schönen Fachwerkhäusern, auf den Zöller Berg und vorbei am Flugplatz Söller.
Wir besteigen schließlich noch das Mäuerle und kommen danach endlich nach Nothweiler. Als ich auf mein Smartphone schaue, fällt mir auf, dass ich keinen Empfang habe. „Hast du Netz?“, frage ich meinen Schwager. „Keinen einzigen Balken!“.
Ob wir doch noch Empfang hatten und was wir auf der dritten Etappe gesehen und erlebt haben, erfährst du im nächsten Teil meiner vierteiligen Artikelserie.
Die anderen Teile der Artikelserie
- Etappe 1 von Dahn nach Schindhard
- Etappe 3 von Nothweiler nach Ludwigswinkel
- Etappe 4 von Ludwigswinkel nach Bruchweiler
Das liest sich nach einer echt schönen Trekkingtour—ich bin gespannt auf Teil 3, und ob ihr den Geißeln der Zivilisation („Empfang“) erfolgreich entkommen konntet ;)
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