Wir haben eine unruhige Nacht hinter uns und zwei Dinge gelernt: 1. Es ist nicht selbstverständlich, dass man in einem Weinort in den Restaurants auch ein Bier bekommt. 2. Das die Lärmbelästigung im Rheintal durch den Zugverkehr wirklich enorm ist. Wir hatten mehrmals Nachts das Gefühl, als ob die Züge mitten durch unser Zimmer fahren. Daher kann ich die Initiative Pro Rheintal verstehen. Denn nirgendwo sonst in Europa fahren so viele Züge durch ein Tal und sind dabei so laut, wie im Rheintal.
Heute ist schon der letzte Tag unserer viertägigen Wandertour auf dem Rheinsteig. Leider vergehen die Tage immer viel zu schnell. Der Rheinsteig führt uns heute als erstes durch Lorch und steigt dann hinauf in die Weinberge. Dort verläuft der Weg lange unspektakulär oberhalb des Rheins über sanfte Steigungen und breite Schotterwege. Die letzten drei Tage sind aber auch schwer zu übertreffen. Und so gehen wir eine ganze Weile vor uns hin und sind im Gespräch vertieft.
Vor einem Steinbruch müssen wir dann wohl einen Abzweig verpasst haben. Denn wir befinden uns nach ein paar Minuten mitten in einem Geröllfeld wieder. Da der Weg kaum mehr zu erkennen ist und die vielen Steine unter einer Blätterschicht verborgen liegen, bleibt uns nichts anderes übrig, als wieder um zukehren. Und das Beste ist:
Eine größere Gruppe Wanderer, mit denen wir ein Stück gemeinsam gelaufen sind und dann überholt haben, ist uns gefolgt und wundert sich, dass wir Ihnen jetzt wieder entgegen kommen. Wir erklären ihnen, dass wir wohl alle ein Schild übersehen haben müssen und ernten ungläubige Blicke. Scheiß Herdentrieb.
Nach dem wir wieder zurück auf den Weg gefunden haben und diesem jetzt folgen, kommen wir unterhalb des Steinbruchs vorbei und es geht in leichtem Auf und Ab immer am Hang entlang. Danach hält der Wegverlauf auf dem Wald auf den Bächergrund zu und später erreichen wir das Bodental. Nun steigt der Rheinsteig im Wald ein Stück steil hinauf und mündet schließlich auf einen Panoramaweg, der zur Paul-Claus-Hütte ansteigt. Vom Weg aus bieten sich wieder herrliche Panoramablicke, die wir noch mal bewusst und mit ein wenig Schwermut genießen.
Wenig später kommen wir an einer Hütte vorbei, an der ein paar Kinder selbstgebackenen Kuchen verkaufen. Da wir aufgrund des 1. Mai Feiertages uns Morgens nicht mit Verpflegung eindecken konnten, nehmen wir das Angebot gerne an. Bei einem leckeren Stück Apfelkuchen erfahren wir, dass die Kinder mit dem Verkauf des Kuchens ihre Urlaubskasse aufbessern. Das unterstützen wir doch gerne!
Nach einer kurzen Pause machen wir uns wieder auf. Wenig später zweigt ein Felsenpfad ab, auf dem der Rheinsteig noch einmal zeigt, dass er den Namen Steig zu Recht trägt. Erst geht es durch einen felsdurchsetzen Wald bergab, dann kommen an den steilen Hängen des sagenumwobenen Teufelskadrich vorbei:
Der Sage nach wohnte der Teufel im Berg Kadrich. Erst der kriegserprobte Ritter Rudhelm konnte ihn von dort vertreiben und die dort von ihm gefangen gehaltene Ritterstochter Garlinde befreien.
Das die Menschen hier den Teufel vermutet haben, können wir gut verstehen: Die aus dem verwitterten Fels entstandenen Blockschuttfelder sind so unwirtlich, dass sie die Natur bis heute nicht zurückgewinnen konnte. Der fußbreite Pfad schmiegt sich eng an den Hang, der mit abermillionen Felsbrocken durchsetzt ist. Kurz danach erreichen wir die ersten Weinberge von Assmannshausen, dessen Rotweine weltberühmt sind und zu den besten deutschen Rotweinen zählen. Der Weg schlängelt sich nun gemütlich durch die Hänge mit dem edlen Gewächs Richtung Assmannshausen.
Eigentlich hatten wir vor bis nach Rüdesheim zu laufen, aber da das letzte Schiff schon um 16:15 Uhr fährt und meine Füße durch die Blasen bei jedem Schritt jetzt richtig schmerzen, beschließen wir nur die Tour in Assmannshausen zu beenden und von dort das Schiff zu nehmen.
Nach dem wir noch auf der Terrasse eines Restaurants etwas gegessen haben, warten wir am Rhein in der Sonne auf unsere Rückfahrgelegenheit. Und dann kommt auch unser Schiff: Der Traditionsdampfer Goethe. Mit diesem schönen Raddampfer fahren wir nun zurück nach Boppard und genießen auf dem Vorderdeck noch mal das schöne Wetter. Wir passieren die Sehenswürdigkeiten, an denen wir die letzten vier Tage vorbeigekommen sind und haben jetzt unten vom Rhein noch mal einen ganz anderen Blickwinkel. Ein toller Abschluss einer sehr schönen Wandertour!
Wir fahren bis Boppard und setzen von dort mit der Fähre hinüber nach Filsen. Leider müssen wir jetzt noch mal 3 Kilometer zum Auto in Osterspai laufen. Hätten wir das Auto doch nur auf dem Wanderparkplatz in Filsen abgestellt! Aber hinterher ist man immer schlauer. Am Ende haben wir in den vier Tagen auf dem Rheinsteig 83 Kilometer zurück gelegt und unglaubliche 7.094 Höhenmeter addiert.
Der Osprey Osprey Exos 58 Trekkingrucksack hat sich dabei übrigens sehr gut getragen und der erste positive Eindruck wurde unterwegs bestätigt. Vor allem durch seinen hohen Tragekomfort, das geringe Gewicht und die funktionelle Ausstattung hat er mich überzeugt.
Fazit
Die Rheinsteigetappen von Osterspai nach Assmannshausen haben uns sehr gut gefallen und wir hatten vier schöne und erlebnisreiche Tage. Der Weg ist sehr abwechslungsreich und schlängelt sich auf überwiegend schmalen, naturbelassenen Pfaden durch eine vielseitige Landschaft.
Immer wieder ergeben sich atemberaubende Burgen- und Rheinblicke. Daneben gilt es einige Höhenmeter zu bewältigen und anspruchsvolle Steige bietet viel Abwechslung. Die vielen Burgen, die Weinberge und die beschaulichen Orte bieten dazu Rheinromantik pur.
Die ständige Geräuschkulisse durch die Autos, Schiffe und Züge und die Bahntrassen in den Orten direkt am Rhein trüben jedoch ein wenig die schöne Atmosphäre. Trotzdem zählt der Rheinsteig für mich zu einem der schönsten Wanderwege Deutschlands.
Zu den anderen Teilen der Reihe ”Unterwegs auf dem Rheinsteig”
Tag 1 – Von Osterspai nach Kestert
Tag 2 – Von Kestert nach Bornich
Tag 3 – Von Bornich nach Lorch
Die Aufzeichnung der viertägigen Tour auf dem Rheinsteig bei Social Hiking
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Pingback: Unterwegs auf dem Rheinsteig: Tag 1 – Von Osterspai nach Kestert | Hiking Blog
Pingback: Unterwegs auf dem Rheinsteig: Tag 3 – Von Bornich nach Lorch | Hiking Blog
Hallo, wirklich tolle Berichte und Fotos über den Rheinsteig. Ich hätte mir gewünscht, das die Namen oder Links der Pensionen und Unterkünfte mit im Text stehen. (Wichtiger als Wikipedia-Links zu den Ortschaften). So hätten die Artikel noch mehr Mehrwert für die Leser.
Liebe Grüße
Lena
Hey Lena, vielen Dank für dein Lob und Dein Feedback!
Du hast absolut recht! Nur hat leider nicht jede kleine Pension eine eigene Internetseite. Ich werde deine Anregung aber für zukünftige Berichte berücksichtigen.
Liebe Grüße, Jens
Hi Jens,
hat Spaß gemacht, deine Berichte über die vier Tage zu lesen. Ich bin letztes Jahr den ganzen Steig am Stück gelaufen und kenne das Gefühl, irgendwann nur noch ankommen zu wollen, so wie du an Tag 3. Bist du später noch mal auf den Rheinsteig zurück gekehrt?
Die Königsetappe rund um die Loreley ist mit Sicherheit schön und absolut beeindruckend, mein persönliches Highlight war aber tatsächlich das Stück von Assmanshausen bis zum Kloster Hildegardis oberhalb von Rüdesheim.
Viele Grüße,
Audrey